Schuhwerk
Basierend auf der natürlichen Funktion des menschlichen Fußes ergeben sich einige Probleme „normaler“ Schuhe. Probleme deshalb, weil typische Schuh Konstruktionen eben diese Funktion – und damit deinen Körper und deine Gesundheit – behindern. Die typischen problematischen Eigenschaften sind:
- eine unbewegliche, steife Sohle (womöglich ein insgesamt äußerst rigider Schuh)
- dicke Sohle/Dämpfung
- Absätze bzw. „Sprengung“
- Einengung des Vorderfußes
Eine unbewegliche Sohle zwingt auch deinen Fuß zu einem unbeweglichen Dasein. Sollte das von Natur aus so sein, hätte dein Fuß nicht die Vielzahl an Gelenken und Muskeln, die er nunmal hat. In die gleiche Kerbe hauen zu schmal geschnittene Schuhe, die deinen Vorderfuß (meist allein aus Nichtwissen von Schuhdesignern bzw. aus alleinig modischen Gesichtspunkten) einengen und seine natürliche Funktion erschweren. Dicke, dämpfende Sohlen behindern die Wahrnehmung des Untergrundes und die Weiterleitung dieser Informationen an dein Gehirn – wir nennen das Propriozeption. Besonders schwerwiegend wirken sich Absätze aus, bzw. die „Sprengung“ eines Schuhs. Sprengung meint schlicht den Unterschied im Durchmesser des vorderen und hinteren Teils der Sohle. Auch ein (leichter) Keilabsatz weist somit eine Sprengung auf. Im weiteren Verlauf des Artikels werde ich nur noch von Absätzen sprechen. Du solltest aber im Kopf behalten, dass damit jede Form der Sprengung, also auch Keilsohlen gemeint sind. Und damit weit über 90% der erhältlichen Sportschuhe und Sneaker, einschließlich deiner geliebten Nike Free. Sorry!
Absätze und ihre Auswirkungen
Absätze führen – je nach ihrer Höhe mehr oder weniger stark – zu einer permanenten Anspannung in der Wadenmuskulatur. Das klingt noch relativ unspektakulär. Bedenke aber, dass dein Körper kein Sammelsurium von Einzelteilen, sondern eine komplex vernetzte Einheit ist. Während wir einen erhöhten Tonus in der Wadenmuskulatur erleben, bleibt die gleiche Ursache natürlich nicht wirkungslos für den Antagonisten, den Tibialis Anterior (vorderer Schienbeinmuskel), dessen Tonus abnimmt. Das Sprunggelenk wird dauerhaft in einer Position der Plantarflexion gehalten. Das wiederum ist gleich aus mehreren Gründen problematisch.
Zum einen geht durch die Anpassung der Muskeln (schwacher Tibialis, zu stark „verkrampfte“ Wadenmuskulatur) und durch langfristige strukturelle Anpassungen der passiven Strukturen des Sprunggelenks die Fähigkeit zur Dorsalflexion mehr und mehr verloren. Das wird dann leicht sichtbar als Unmöglichkeit, eine sauberer tiefe Kniebeuge auszuführen. Das Knie kann nicht weit genug nach vorn gebracht werden, während die Ferse den Kontakt zum Boden behält. Hat aber die Ferse keinen Bodenkontakt mehr, wird die Position instabil. Oft wird auch durch eine starke Inversion des Sprunggelenks kompensiert (du „rollst“ auf deinem Fuß nach innen). Dadurch ziehen auch die Knie nach innen, was sich mit der Zeit dann in schmerzhaften Kniesymptomen manifestieren kann – obwohl das Knie nicht der Auslöser ist!
Durch die myofaszialen Verbindungen innerhalb des Körpers, und weil dein Körper die Statik irgendwie aufrecht erhalten muss, damit du nicht umfällst wie der sprichwörtliche Sack Reis, verursachen Absätze eine Verschiebung des Körperschwerpunktes nach vorne. Hier kompensiert das Becken durch ein Aufrichten – das nennen wir dann „Posterior Pelvic Tilt“, ein Begriff, der dir vll. schonmal in Bezug auf Rückenbeschwerden untergekommen ist. Nicht ohne Grund, denn: Dein Körper ist eine Einheit! Kippt dein Becken nach posterior, beeinflusst dass die Statik weiter oben in der Kette: Das Doppel S deiner Wirbelsäule. Gehen die natürlichen Kurven der Wirbelsäule verloren wie beim Posterior Pelvic Tilt, kannst du mit der Zeit u.a. Probleme mit den Bandscheiben
bekommen.
Verändert sich die strukturelle Balance derart stark, verändern sich zwangsläufig auch Bewegungsmuster, da die Muskeln in einem anderen Timing „feuern“ müssen. Das beeinflusst die reflexive Stabilität und die Bewegungskontrolle. Reflexe sind vor allem wichtig, um dem Körper in brenzligen Situationen/Positionen zu helfen. Verminderte Reflexe = erhöhtes Verletzungsrisiko
„Eine Studie an 20 gesunden Frauen konnte zeigen, dass hohe Absätze, im Vergleich zum Barfuß gehen, einen Anstieg der Kompressionskräfte im Kniegelenk um durchschnittlich 23 Prozent bewirken. Derartige Belastungen können degenerative Erkrankungen wie Arthritis stark begünstigen (Kerrigan DC, Todd MK, Riley PO. Knee osteoarthritis and high-heeled shoes. Lancet 1998 May 9;351(9113):1399-401).“ – Eisenklinik.de
Natürlich ist ein High Heel in dieser Hinsicht problematischer als ein normaler Sneaker. Aber nochmal zur Erinnerung: „Absätze“ meint in diesem Artikel grundsätzlich jede Schuhsohle, die hinten höher ist als vorne. Damit ist nicht nur das schöne Geschlecht betroffen, sondern du auch, Bro!
Flip Flops
„Denke an das schlimmste, das du deinen Achillessehnen und deinen Füßen antun kannst, und dann denke es dir noch etwas schlimmer. Das sind Flip Flops.“
Laufbänder
Warum schreibe ich so etwas?
Das Laufen auf dem Laufband ist anders als auf dem Erdboden zu laufen. D’uh! Zum einen ist selbst ein Großstadtmarathon abwechslungsreicher in der Bodenbeschaffenheit als der Dauerlauf auf dem Laufband. Es erfordert keinerlei Variabilität in der Schrittlänge und im Aufsetzen & Abrollen. Dadurch wird dein Nervensystem nicht wirklich gefordert, die entstehende Langeweile bekämpfst du mit Musik im Ohr und Blick auf den Bildschirm. Die Folge ist ein sehr unbewusstes Training bei dem du bestehende automatisierte Bewegungsmuster weiter einschleifst.
Das viel größere Problem: Der Körper arbeitet anders, wenn sich der Untergrund unter dir bewegt, und nicht du dich über den Untergrund. Du musst den Boden nicht aktiv unter dir „wegziehen“. Der sich selber bewegende Untergrund erzeugt gewissermaßen Instabilität, dein Rumpf kann nicht effektiv Kraft übertragen – und wird daraufhin konditioniert. Bist du passionierter Läufer, ist das genau genommen ein sehr unspezifisches Training, dessen Übertragbarkeit auf das natürliche Laufen angezweifelt werden muss.
Fazit: Checkliste sinnvolles Schuhwerk
Bei der Wahl deiner Schuhe solltest du idealerweise eine kleine Checkliste beachten. Grundsätzlich gilt: „Je weniger Schuh, desto besser.“
- Die Sohle sollte im Fersenbereich genau so flach sein wie vorne.
- Der Schuh sollte äußerst biegsam und beweglich sein. Die Sohle eines Barfuß Schuhs kannst du förmlich aufrollen! Nur ein flexibler Schuh ermöglicht deinen Füßen, ihre Arbeit normal zu verrichten.
- Das erfordert zwingend eine dünne Sohle. Eine dünne Sohle wiederum lässt dich den Untergrund spüren und ermöglicht es somit, dass die vielen Nervenenden in deinen Füßen wichtige Informationen über die Beschaffenheit des Bodens an dein Gehirn weiterleiten können.
- Breite „Zehenbox“ – der Schuh sollte dich nicht einengen, sondern im Vorderfußbereich genug Raum lassen, damit deine Zehen sich normal bewegen können.
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