
Veröffentlicht am 21.8.2018
Aufgaben und Funktion
Die Aufgabe der Schilddrüse ist die Produktion und Freisetzung der beiden Schilddrüsenhormone:
- T3 (Trijodthyronin)
- T4 (Tetrajodthyronin oder Thyroxin)
Diese Hormone bestimmen entscheidend die Stoffwechsellage des Organismus und beeinflussen zahlreiche Körperfunktionen. Dazu gehören unter anderem der Energieverbrauch, die Temperaturregulierung, die Aktivität von Nerven, Muskeln, Herz, Kreislauf, Magen und Darm, das seelische Wohlbefinden, die Sexualität sowie, insbesondere bei Kindern, die körperliche und geistige Entwicklung.
Ein wichtiger Bestandteil beider Hormone ist Jod. Da der Körper Jod nicht selbst bildet, musst du es regelmäßig mit der Nahrung aufnehmen. Das Jod gelangt über den Darm ins Blut und bis in die Schilddrüse, wo es nach mehreren Zwischenschritten in die Schilddrüsenhormone eingebaut wird.
Die Produktion und Freisetzung der Schilddrüsenhormone werden über die Hypophyse und den Hypothalamus gesteuert. Sinkt der Hormonspiegel ab, gibt die Hypophyse den Botenstoff TSH ab, der in der Schilddrüse eine verstärkte Hormonfreisetzung bewirkt. Übersteigt der Spiegel den Normalwert, wird TSH zurückgefahren, bis wieder ausgeglichene Verhältnisse herrschen.
Erkrankungen
Die häufigsten Schilddrüsenerkrankungen sind:
- Vergrößerungen und Knotenbildungen („Kropf“)
- Funktionsstörungen (Über- oder Unterfunktion)
- Entzündungen der Schilddrüse (Autoimmunerkrankung)
Im Folgenden werden die Erkrankungen und ihre Symptome kurz erläutert.
Kropf
Beim Kropf handelt es sich um eine sichtbare Vergrößerung oder Knotenbildung der Schilddrüse. Durch langfristigen Jodmangel bilden sich Wachstumsfaktoren, die das Organ vergrößern und zu einer knotigen Struktur führen. Zwar tritt dieses Bild heute seltener auf, dennoch ist es wichtig, den Befund früh zu erkennen. Eine Blutuntersuchung allein reicht nicht aus. Besonders ab dem 40. Lebensjahr wird empfohlen, die Schilddrüse mittels Tast- oder Ultraschalluntersuchung überprüfen zu lassen.
Knoten können sich als autonome (heiße) oder kalte Knoten entwickeln. Autonome Knoten nehmen verstärkt Jod auf und produzieren unkontrolliert Schilddrüsenhormone – oft mit Überfunktion, jedoch ohne bösartigen Befund. Kalte Knoten sind inaktiv, nehmen wenig Jod auf und müssen sorgfältig untersucht werden, da eine bösartige Entwicklung möglich ist.
Autoimmunerkrankung
Bei einer Autoimmunerkrankung erkennt dein Körper fehlgeleitet eigene Schilddrüsenzellen als fremd. Dadurch produziert das Immunsystem Abwehrstoffe, die eine Entzündung auslösen. Zu den häufigsten Autoimmunerkrankungen zählen Hashimoto sowie Morbus Basedow – wobei ersterer meist eine Unterfunktion und letzterer eine Überfunktion verursacht.
Diagnostisch werden Antikörper gegen Zellbestandteile der Schilddrüse gemessen. Die Diagnose ergibt sich stets aus einer Kombination von Symptomen, Ultraschallbefund und Laborwerten. Da die Ursache des Autoimmunvorgangs bislang unklar ist, steht vor allem die Behandlung der Funktionsstörung im Vordergrund.
Überfunktion
Bei einer Überfunktion (Hyperthyreose) erhöht sich die Konzentration der Schilddrüsenhormone im Blut. Typische Symptome sind Herzklopfen, hoher Puls, Schwitzen, Zittern, Schlafstörungen, Nervosität, Konzentrationsstörungen, Zyklusstörungen, Libidomangel, Gewichtsverlust und Durchfälle. Oft werden zudem EKG-Veränderungen, erhöhte Leberwerte und ein erhöhter Blutdruck festgestellt. Die Diagnose wird durch Bestimmung von T3, T4 und TSH gesichert.
Unterfunktion
Bei einer Unterfunktion (Hypothyreose) wird zu wenig Schilddrüsenhormon produziert, was zu einer Verlangsamung der Körperfunktionen führt. Typische Symptome sind langsames Sprechen und Denken, Gewichtszunahme, ständiges Frieren, Müdigkeit, verringerte Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit, Verstopfung, Haarausfall oder raue Haut sowie Depressionen und Antriebslosigkeit. Außerdem können EKG-Veränderungen und in einigen Fällen erhöhte Blutfettwerte auftreten, was das Risiko für Gefäßablagerungen steigert. Die Diagnose erfolgt durch die Messung der Schilddrüsenhormone und des TSH-Werts.
Schilddrüsenhormone sind für etwa 30 Prozent des Ruheenergie-Umsatzes verantwortlich. Eine Fehlfunktion wirkt sich somit direkt auf die Wärmeproduktion und den Energieverbrauch aus. Bei einer Hypothyreose sinken beide Werte – und je höher der TSH-Wert, desto geringer ist der Grundumsatz, selbst wenn die Veränderung nur latent ist.
Ernährung
Der Schilddrüsenstoffwechsel ist eng mit dem Jodhaushalt verknüpft. Für die Herstellung von T4 werden 4 und für T3 3 Jodatome benötigt. Rund 150–200 μg Jodid sollten täglich über die Nahrung aufgenommen werden, um eine normale Produktion zu gewährleisten. In Schwangerschaft und Stillzeit steigt dieser Bedarf um etwa 25 Prozent.
Wird dieser Bedarf dauerhaft nicht gedeckt, können Wachstumsvorgänge angeregt werden, die zu einer Vergrößerung oder Knotenbildung in der Schilddrüse führen.
Beachte folgende Regeln für eine jodhaltige Ernährung:
- Zweimal pro Woche Seefisch essen (z. B. Seelachs, Scholle, Schellfisch, Kabeljau oder Lachs).
- Täglich Milch und Milchprodukte verzehren.
- Jodsalz ausschließlich verwenden.
- Bei strenger veganer Ernährung sowie in Schwangerschaft und Stillzeit, nach Rücksprache mit dem Arzt, Jodtabletten einnehmen.
Lebensmittel, die zu einer jodreichen Ernährung beitragen, sind zum Beispiel Seefisch, Garnelen (163,4 µg Jod pro 100 g), Miesmuscheln (158,2 µg Jod pro 100 g), Hummer (120,5 µg Jod pro 100 g), Mozzarella (150 µg Jod pro 100 g), Feldsalat (35 µg Jod pro 100 g), Champignons (29 µg Jod pro 100 g), Hühnerei (10 µg Jod pro 100 g), Radieschen (8 µg Jod pro 100 g) sowie Kartoffeln und Haferflocken (je 4 µg Jod pro 100 g).
Empfehlung
Wenn du unter den aufgeführten Symptomen leidest, solltest du dich von einem Arzt auf eine mögliche Schilddrüsenerkrankung untersuchen lassen. Während früher vor allem Jodmangel zu Vergrößerungen und Knotenbildungen führte, nehmen in den letzten Jahren vor allem Schilddrüsenentzündungen aufgrund eines fehlgeleiteten Immunsystems zu. Neuere Studien zeigen, dass nahezu 50 Prozent der Bevölkerung betroffen sind.
Achte auf eine jodhaltige Ernährung und zögere nicht, bei Fragen auf uns zuzukommen.
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