
Veröffentlicht am 14.3.2023
Ich war auch mal der Meinung, dass ich mich jeden Tag wiegen muss, um auf keinen Fall auch nur ein Gramm zuzunehmen. Nach eigenem Empfinden wäre ein Gewichtsplus für mich extrem schlimm gewesen. Nicht, dass ich ein labiler Mensch wäre (im Gegenteil), aber man steckt sich ja schon Ziele, die man schnellstmöglich ohne großartige Hindernisse erreichen will. Dennoch kann man es auch übertreiben…
Tägliches Wiegen – Zu viel des Guten
Fakt ist aber, dass ein tägliches Wiegen beim Abnehmen sogar hinderlich sein kann. Warum? Es kratzt an deiner Psyche, wenn Du auch nur 100 Gramm mehr wiegst als am Vortag. Dabei sind Schwankungen des Gewichtes im Bereich bis zu 2 kg völlig normal – erstens, weil Wasser eingelagert wird, und zweitens, weil Du dich höchstwahrscheinlich ohne ein klares System wiegst. Du hast die Tipps bestimmt schon X Mal lesen müssen, aber ich betone noch einmal, wie wichtig es ist, dich regelmäßig und zur gleichen Zeit (und unter gleichen Bedingungen) zu wiegen.
Kontrolliert abnehmen
Der Sinn des Wiegens liegt darin, seine Fortschritte zu verfolgen und zu dokumentieren. Ein positives Ergebnis gibt dir das nötige Durchhaltevermögen und Motivation. Dabei solltest du deine Diät so angenehm wie möglich gestalten – letztlich geht es weniger um ein großes Durchhaltevermögen, sondern vielmehr um Disziplin. Ich halte es für wesentlich sinnvoller, eine Ernährungsumstellung und kleine Anpassungen im Essverhalten vorzunehmen. Auf lange Sicht ist das nachhaltiger und ein guter Weg, auch ohne exaktes Kalorienzählen oder Hungern Fortschritte zu erzielen und zu halten.
Kontrolle, Fanatismus und Sucht
Nicht nur bei politischen Einstellungen, Gesinnungen oder Computerspielen gibt es Fanatismus und eine gewisse Sucht. Viele Menschen sind dafür anfällig. So verhält es sich auch beim Wiegen. Wer sich täglich wiegt und es normal findet, sich ständig auf eine Waage stellen zu müssen, um auch nur 1 Gramm Gewichtsschwankung zu vermeiden, entwickelt eine Abhängigkeit. Dabei kommt es nicht darauf an, was andere dazu sagen, sondern wie Du das für dich wahrnimmst. Belastet es dich? Stört es dich? Bist Du es leid?
Der Kompromiss
Mein Vorschlag an dich: Wiege dich ein einziges Mal pro Woche und belass es dabei! Suche dir einen Tag aus, an dem Du immer (oder zumindest meistens) die gleichen Voraussetzungen hast. Wähle einen Tag mit ausreichend Schlaf, bei dem das Wiegen vor dem Essen möglich ist und an dem du am Abend zuvor nicht übereifrig isst oder trinkst. Kohlenhydrate binden Wasser im Körper und können zu starken Gewichtsschwankungen führen.
Bei mir fällt der Wiegetag auf Sonntagmorgen. Damit schlägst Du mehrere Fliegen mit einer Klappe: Die Schwankungen relativieren sich über die Woche, du beugst einem krankhaften Wiegeverhalten vor und erhältst letztendlich genauere Ergebnisse bei deiner Dokumentation – ich empfehle, das Gewicht einmal pro Woche zu notieren, um einen guten Überblick zu behalten. Kontrolliert und kontinuierlich abzunehmen ist so wesentlich leichter zu erreichen, da du dich selbst nicht unter enormen Druck setzt.
Mit diesen Anhaltspunkten solltest du zufriedener mit deinen bisherigen Wiegegewohnheiten sein. Bedenke jedoch, dass die Form wichtiger als dein Gewicht ist – eine Gewichtsabnahme ist nicht gleichzusetzen mit einer Fettabnahme. Tägliches Wiegen ist also gar nicht nötig, vielmehr eher hinderlich!