Sind Nahrungsergänzungsmittel nötig?

Proteinpulver, Aminosäuren, Maltodextrin, Multivitamintabletten, Multimineralienpräparate – die Liste an möglichen Nahrungsergänzungsmitteln ist unendlich lang. Mittlerweile sind die Menschen so weit, dass sie sich einzelne Aminosäuren supplementieren. Doch macht das überhaupt Sinn? Reicht „normale Nahrung“ nicht mehr aus?

Eine Krankheit

Ich sehe das wie eine Art Krankheit. Die Menschen wollen ihre Komfortzone nicht verlassen und an ihren Essgewohnheiten nichts ändern. Sie stopfen wahllos Tiefkühlpizzen, Burger und andere Fast Food-Produkte in ihre Mäuler und denken, ein Nahrungsergänzungsmittel richtet alles. Das ist aber nicht so.

So ist es mir schon extrem oft unter die Augen und Ohren gekommen. Nahrungsergänzungsmittel sind keine Wundermittel! Sie sind extrahiert aus normaler Nahrung und in Pulver- oder Tablettenform gepresst. Es hat nichts Magisches an sich, wenn man sagt „ich nehme vor dem Training BCAA-Kapseln, nach dem Training meinen Whey-Shake und abends schlucke ich mein Multivitamin- und Multimineralienpräparat“. Im Gegenteil. Das ist einfach nur dumm.

Die Basis bildet immer eine ausgewogene Ernährung. Und wenn ein Mangel an irgendetwas herrscht, dann nimmt man ein Nahrungsergänzungsmittel. Deshalb: zuerst an der eigenen Ernährung feilen. Das heißt nicht, dass Du niemals eine Pizza essen darfst. Doch mit etwas gesundem Menschenverstand sollte Dir klar sein, dass es kein Grundnahrungsmittel sein sollte. Und wenn doch, dann geh doch bitte zum Italiener mit einem Steinofen. Dann schmeckt die Pizza besser und Du hast industriell nicht so extrem verarbeitete Lebensmittel zu Dir genommen.

Naturbelassen ist immer trumpf. Und wenn es doch mal ein Stück Schokoladenkuchen sein soll, dann backe ihn doch selbst oder such Dir eine nette kleine Bäckerei / Konditorei, die es noch klassisch zubereitet. Alles ist in Maßen erträglich und nicht schädlich, doch wenn man die Kontrolle über die Menge verliert, kann es schnell böse enden.

Nutzlos oder doch nützlich?

Ob Du ein Nahrungsergänzungsmittel benötigst oder nicht kommt ganz darauf an. Liegt ein Mangel bei Dir vor? Veganer zum Beispiel sollten Vitamin B12 ergänzend zu ihrer Ernährung nehmen. Weshalb? Weil Vitamin B12 großteils in Fleisch vorkommt und Veganer ja bekanntlich keines essen. Ein Mangel an Mikronährstoffen ist nie gut. In diesem speziellen Fall ist es also ratsam, etwas gesondert zuzuführen.

Du kennst ja sicherlich meine Abneigung gegenüber BCAAs – zumindest sollte sich diese bisher herauskristallisiert haben. Doch diese Pulver und Kapseln gibt es nicht umsonst. Es existieren Fälle, in denen es ratsam ist, BCAAs zu schlucken. Wenn Du nüchtern trainieren gehst (ohne etwas im Magen), könnte man vorher BCAAs zu sich nehmen, um den Muskel zu „schützen“. Bei einem normalen Tagesablauf mit anschließendem Frühstück aber nicht unbedingt nötig.

„Eine schlechte Mahlzeit ist besser als keine Mahlzeit“

Anders sieht es aus, wenn man in einer Fastenphase ist. Bei einigen Diäten (zum Beispiel „Intermittent Fasting“) ist so eine Fastenphase fester Bestandteil des Gesamtkonzepts. Gehst Du also morgens nüchtern trainieren und kannst nach dem Training bis z.B. Nachmittag nichts zu Dir nehmen, empfehle ich sogar die Einnahme von BCAAs. Denn dem Muskel lange Zeit nichts zu geben ist schlecht. Wie sagen die Bodybuilder immer? „Eine schlechte Mahlzeit ist besser als keine Mahlzeit“. Dies ist ein sehr spezieller Fall, der auf die meisten nicht zutreffen wird! Dennoch möchte ich ihn kurz erwähnt haben.

Die Ausnahmen

Es gibt einige Nahrungsergänzungsmittel, die durchaus ihre Daseinsberechtigung mehr als verdient haben. Auch, wenn man immer mal wieder liest, dass Omega3-Kapseln / Fischöl-Kapseln nutzlos sind und nichts bringen – 722 Studien behaupten anderes. Und ich bin ebenfalls der Meinung, dass die meisten Menschen zu wenig (fettreichen) Fisch essen, um ein gutes Verhältnis von Omega3 zu Omega6 Fettsäuren herzustellen. In der heutigen Welt werden wir praktisch mit Omega6-Fetten überschüttet. Demnach sollte man dem entgegenwirken. Meine Empfehlung lautet hier natürlich auch wieder: ihr könnt gerne alle 2 Tage ein ordentliches Stück (Wild-)Lachs zu euch nehmen. Aus Bequemlichkeit und weil ich nicht jeden zweiten Tag Lust auf Lachs habe, ergänze ich meine Nahrung damit.

Vitamin D3 ist ein weiterer Kandidat, der ein „Must-Have“ ist – zumindest in den Wintermonaten. Vitamin D3 bildet der Körper durch Sonne selbst. Leider haben nur wenige Lebensmittel eine genügend hohe Konzentration, um den Vitamin D3-Bedarf zu sichern. Aus diesem Grund, empfehle ich Tabletten. Wer sich im Sommer viel sonnt, der kann darauf verzichten (zumindest im Sommer). Die deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt eine leider viel zu niedrige Tagesdosis an Vitamin D3. Untersuchungen weisen daraufhin, dass eine Dosierung ab 1000 IU bis zu 6400 IU für einen erwachsenen Mann mit 80 kg Körpergewicht ratsam ist. Ich habe mich mit 5000 IU-Tabletten eingedeckt.

Abschließende Worte

Zuletzt möchte ich anmerken, dass kein Nahrungsergänzungsmittel wirklich notwendig ist. Man benötigt kein Creatin, um Muskeln aufzubauen, kein Multivitaminpräparat, um seinen Vitaminbedarf zu decken und auch keinen Proteinshake, um genügend Eiweiß zu sich zu nehmen. Nahrungsergänzungsmittel sind immer situations- und anforderungsbezogen! Ein Profi-Bodybuilder wird eher gewisse Sachen zuführen müssen als ein Hobby-Sportler.

Und wir, wir sind Menschen, die ein gesundes Leben führen möchten. Wir wollen fit sein, gesund und möglichst lange leben und Spaß in unserem Leben haben.