Leben ohne Kohlenhydrate? Die Low Carb Diät

„Kohlenhydrate machen dick. Also lass’ sie weg und Du nimmst ab!“ Dieser Satz findet mittlerweile häufig anklang. Oft wird er einfach nur nachgeredet. Manchmal ausprobiert und für gut befunden, weil man innerhalb kürzester Zeit viel „Gewicht“ verloren hat. Hervorragend, oder nicht? Nein, nicht wirklich. Eigentlich grauenhaft. Erfahre endlich, warum dieses augenscheinliche Wundermittel so gut funktioniert.

Schneller Gewichtsverlust

Kurz gesagt, es stimmt. Ein schneller Gewichtsverlust ist bei einer kohlenhydratarmen Ernährung drin. Das funktioniert, weil sich der Kohlenhydratspeicher entleert und Kohlenhydrate nun mal Wasser im Körper binden. Alles, was Du trinkst, wird durch Kohlenhydrate eingespeichert – ja, Du hörst richtig. Deshalb ist es denkbar, dass Du in der ersten Woche gleich mal 2 kg weniger wiegst (kein Scherz!).

Erzähl mir mehr vom Wundermittel!

Der schnelle Gewichtsverlust ist aber keine direkte Fettverbrennungsmaschine, wie Du vielleicht annimmst. Du weißt jetzt, dass Wasser nicht mehr in den Umfang gespeichert wird, wie es mit Kohlenhydraten der Fall ist. Diese anfänglich „verlorenen“ 2kg kommen auch erst wieder, sobald Du erneut Kohlenhydrate zu Dir nimmst. Deshalb ist diese Ernährungsweise besonders bei Bodybuilder beliebt, die besonders „shredded“, „lean“ und „trocken“ aussehen möchten. Fakt ist aber, dass Du durch den Verzicht des Konsums einen Makronährstoff weglässt, der dafür sorgt, dass dein Gehirn ordentlich funktioniert und dich leistungsfähiger macht.

Eigene Erfahrungen

Ich möchte ehrlich zu Dir sein – meine erste Diät war eine Low-Carb-Diät. Aber nicht so eine, wie sie heute bei vielen Menschen gängig ist. Ich machte eine extreme Variante (Ketogene / Atkins Diät) mit maximal 30 g Kohlenhydrate pro Tag und alle 7 Tage einen Ladetag (um die Kohlenhydratspeicher wieder aufzufüllen). Das funktionierte auch hervorragend. Zum Frühstück gab es Bratwurst (pur versteht sich), zum Mittagessen Steak, abends wurde ein kleiner Salat (da dieser ordentlich Kohlenhydrate enthält musste man auf die Größe achten) konsumiert und als Snack dienten Nüsse, Schinken und Salami. Zwischendurch gab es auch schon mal einen Shake bestehend aus Wasser, Leinöl und Proteinpulver. Ich verlor in 4 Wochen etwas mehr als 12 kg Gewicht. Ich schreibe absichtlich Gewicht, da nicht alles Fett war. Bei schnellen Radikaldiäten verliert man Fett, Wasser und auch Muskeln. Damals ging ich noch zur Schule und dort fehlte mir oft die Leistung im Kopf. Man saß praktisch wie ein Zombie im Klassenzimmer und konnte sich nicht sehr lange konzentrieren. Das war aber zweitrangig, da das primäre Ziel (Gewichtsreduktion) erreicht werden musste. Die heutigen „Low-Carb-Diäten“ mit 150 g und weniger Kohlenhydrate sind dagegen ehrlich gesagt recht witzig zu betrachten, da sie bei weitem nicht so strikt und beschränkend sind. Sie funktionieren, so viel sei dazu aber gesagt.

„Wenn irgend etwas heilig ist, so ist es der menschliche Körper.“ – Walt Whitman (1819 – 1892)

Die Nachteile

Ich möchte nicht weiter auf die Vorgänge im Körper eingehen, da diese Informationen teilweise X Mal im Internet durchgekaut wurden. Deshalb gibt es von mir eine kleine Übersicht der „Kontras“:

1. Müdigkeit, Konzentrationsschwäche und Antriebslosigkeit bei längerer Zeit ohne Kohlenhydrate

2. Es kann zu Kopfschmerzen, Übelkeit bei Anstrengung und akutem Mundgeruch kommen

3. Nierenschäden können auftreten, da die Fett und Eiweißaufnahme erhöht wird. Auch die Leber kann in Mitleidenschaft gezogen werden.

4. Der Konsum von gesättigten Fettsäuren wird in die Höhe geschraubt, was ein erhöhtes Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko mit sich bringt.

5. Man nimmt höchstwahrscheinlich zu wenig Ballaststoffe auf, was zu einer Beeinträchtigung der Verdauung führen kann. (Tipp: Leinsamen essen! Es gibt auch Ballaststofftabletten)

6. Durch einen Verzicht bzw. starker Eindämmung von Gemüse und Obst (da diese viele Kohlenhydrate enthalten), kommt es zu einer Mangelerscheinung an Mikronährstoffen, was auf lange Sicht gesehen eher schädlich ist als fördernd. Aus diesem Grund empfiehlt sich ein Multivitamin- und Mineralienpräparat.

Die Vorteile

Warum ich die Vorteile nach den Nachteilen aufzähle? Eigentlich dürften dich die ganzen Nachteile abgeschreckt haben bzw. das sollten sie zumindest! Dennoch…

1. Schneller Gewichtsverlust möglich.

2. Du wirkst „trockener“, deine Adern kommen bei einem niedrigen Körperfettanteil womöglich gut zum Vorschein, da die Wassereinlagerungen unter der Haut verschwinden.

3. Womöglich isst Du recht viele Sachen, die verdammt gut schmecken, da Fett ein Geschmacksträger ist.

Meine Empfehlung

Ich rate von einer Low-Carb-Ernährung ab. Warum? Schau dir die ganzen Nachteile an. Und das alles, weil Du zu bequem bist, eine ausgewogene Ernährung mit Gemüse und Obst zu realisieren? Ich bin ehrlich zu Dir und gebe zu, dass eine Low-Carb-Diät funktioniert. Nur ist das mit Diäten immer so eine Sache. Du ernährst dich so lange nach einem Konzept, bis Du deine 10 kg verloren hast. Danach stopfst Du aber alles wieder in dich hinein, was dein Herz begehrt. Ich verstehe den Beweggrund und deinen Gedanken dahinter. Wie Du siehst, habe ich selbst einen Versuch gewagt. Ich würde es aber aus heutiger Sicht nicht nochmal machen. Du kannst deine Traumfigur besser, gesünder und bequemer erreichen. Du brauchst zwar etwas länger, aber in Anbetracht deiner Gesundheit sollte es Dir das wert sein.

Die Wettkampf-Athleten

Ich sehe Verfechter des Bodybuildings jetzt schon wild mit den Armen herumfuchteln. Diese Spezies schwört auf Low-Carb, wenn es an die Definition ihrer Muskelmasse geht. Und ich kann dem nur zustimmen. Die wirklich einzige brauchbare Anwendung von einer Low-Carb-Ernährung liegt im Bodybuilding und einer Definitionsphase. So viel sei gesagt: ernst zu nehmende Athleten überwachen jede einzelne Kalorien, haben einen vorgegeben Wert an Proteinen und Fetten, die sie zu sich nehmen und spielen demnach nur mit den Kohlenhydraten, wenn sie sich der Gewichtsreduktion widmen. Und dann kommen selbst Profis zu einem Kohlenhydrate-Wert, der den Begriff „Low-Carb“ verdient (man muss es schließlich im Verhältnis zur Körpermasse sehen). Zudem müssen sich Wettkampfathleten häufig in einer bestimmten Gewichtsspanne befinden, da eine kohlenhydratarme Ernährung das Wasser nicht in dem Umfang einspeichert wird sie auch zum „Drücken“ des Gewichts benutzt (vor allem beim Naturalen Bodybuilding). Die Wassereinlagerungen sorgen doch für einiges an mehr Gewicht. Zudem kommen die Adern (Stichwort Vaskularität) besser zum Vorschein.

Zum Abschluss bleibt mir nur noch zu sagen, dass ich mich für „normale“ Menschen gegen eine Low-Carb-Ernährung ausspreche und dieser Ernährungsform nur bei einer sehr geringen Kalorienbilanz und vor allem einem niedrigen Körperfettanteil eine gewisse Gewichtung einräume.

Auch, wenn ich kein gläubiger Mensch bin und mich eher der Wissenschaft hingezogen fühle, so muss ich gestehen, dass im alten Testament ein sehr guter Satz geschrieben steht:

„Körper und Seele brauchen einander wie Mann und Weib.“

Falls noch Fragen zur Low Carb Diät oder meinen Erfahrungen aufgekommen sind, lasst es mich wissen. Ich antworte euch liebend gern.