
Veröffentlicht am 14.10.2023
Die größte Lüge
Die wohl häufigste Lüge, die du als Trainer von Menschen hörst, sobald du nachhakst, warum sie keinen Sport treiben, sich schlecht ernähren – einfach nicht in Form sind.
Aber ich habe doch keine Zeit!
Diese Lüge ist die perfekte Ausrede. Im Ernst. Warum?
Nun, sie ist zunächst einmal sehr glaubwürdig. In unserer geschäftigen Konsumgesellschaft ist es schließlich fast schon Bürgerpflicht, ständig busy und unter Strom zu sein, Stress zu haben und sich selbst – inklusive der eigenen Gesundheit – hintan zu stellen. Schließlich hast du Verpflichtungen. Kennt doch jeder, oder? Und weil das so ist, ist diese Ausrede super geeignet, sämtliche kritische Nachfragen sofort im Keim zu ersticken. Statt unangenehmer Fragen bekommst du ein verständnisvolles Nicken, eifrige Beschwichtigungen: „Achso, keine Zeit… Jaja, gut, so Phasen hat man leider mal… Kann man ja nix für.“
Gleichzeitig ist diese Lüge unheimlich komfortabel und kuschelig weich. So wie das Sofa, auf dem du dann gestresst „entspannt“ bist. Die Lüge ist so gut, dass du sie dir sogar selber leicht verkaufen kannst. Wenn du es nur oft genug denkst oder anderen erzählst, dann glaubst du es irgendwann auch. Denn du bist ja gar kein fauler Mensch! Um Gottes Willen. Du willst ja schließlich! Eigentlich. Also, wenn du könntest wie du wolltest, wenn da nicht XYZ wäre, dann, ja dann… Aber du kannst nunmal nicht. Und du hast nicht mal Schuld daran.
Wie cool ist das denn!? Oder?
I Call Bullshit!
Stärker. Schneller. Beweglicher. Gesünder. Athletischer. Schlauer. Gebildeter. Erfolgreicher. Fürsorglicher. Liebevoller. Verständnisvoller. Kreativer. Entspannter.
Ungefähr jeder will zumindest einige dieser Dinge. Doch in den seltensten Fällen passt das täglich gelebte Verhalten zu diesen (vorgeblichen) Zielen. Und wann immer das der Fall ist, ist es Zeit, dich selber mal ehrlich mit ein paar Fragen zu beschäftigen.
Und keine Sorge. Es geht hier nicht um unrealistische Vorstellungen, dass du den ganzen Tag ackerst und jegliche Form von Freizeit und Entspannung wegfällt. Doch die Frage muss erlaubt sein: Wer nutzt seine kostbare Zeit wirklich aus?
Übrigens: Wenn du dich bislang ein wenig wiedererkennst, empfehle ich dir, die folgenden Fragen wirklich mal für dich durchzudenken – setz dich mit Stift und Papier hin, mach in Ruhe einen Spaziergang in der Natur oder finde, was auch immer für dich funktioniert, um ungestört nachzudenken.
Stell dir diese Fragen
- Was sind derzeit deine (höchstens drei) wichtigsten Lebensziele?
- Was sind deine Top 3 Fallen für Zeitverschwendung?
- Was solltest und kannst du tun, um deinen Zielen näher zu kommen?
Nachdem du diese Fragen geklärt hast, kannst du direkt damit anfangen, mehr aus dir selber rauszuholen – nicht für andere, nicht weil du musst, nicht für mehr Stress, sondern für dich und für das, was dir wichtig ist. Was würde passieren, wenn du jeden Tag mal ein bisschen Zeit in dich investierst? Zwei Mutmaßungen: Du würdest vielleicht insgesamt mehr tun – aber weniger Stress haben. Mit der Zeit wirst du riesige Fortschritte machen, und das motiviert dich, mehr für dein Leben zu tun. Quasi ein Teufelskreis, in Gut, ein Engelskreis.
Geht das wirklich?
Unmöglich? Wie soll das funktionieren? Ganz leicht! Versuche einfach jeden Tag ein bisschen Zeit von den Dingen aus Frage 2 wegzunehmen und stattdessen mit Dingen aus Frage 3 zu verbringen. Und wenn du mit nur fünf Minuten anfängst, ist auch das ein Anfang – irgendwo muss man schließlich starten.
Die zwei mächtigsten Krieger sind Geduld und Zeit – also vergiss nie: Große Leistungen brauchen Zeit, es gibt keinen Erfolg über Nacht. – Leo Tolstoy