
Veröffentlicht am 11.5.2023
Proteinpulver, Aminosäuren, Maltodextrin, Multivitamintabletten, Multimineralienpräparate – die Liste an möglichen Nahrungsergänzungsmitteln ist unendlich lang. Mittlerweile sind die Menschen so weit, dass sie sich einzelne Aminosäuren supplementieren. Doch macht das überhaupt Sinn? Reicht „normale Nahrung“ nicht mehr aus?
Eine Krankheit
Ich sehe das wie eine Art Krankheit. Die Menschen wollen ihre Komfortzone nicht verlassen und an ihren Essgewohnheiten nichts ändern. Sie stopfen wahllos Tiefkühlpizzen, Burger und andere Fast Food-Produkte in ihre Mäuler und denken, ein Nahrungsergänzungsmittel richtet alles. Das ist aber nicht so.
So ist es mir schon oft unter die Augen und Ohren gekommen. Nahrungsergänzungsmittel sind keine Wundermittel! Sie sind aus normaler Nahrung extrahiert und in Pulver- oder Tablettenform gepresst. Es hat nichts Magisches, wenn man sagt: „Ich nehme vor dem Training BCAA-Kapseln, nach dem Training meinen Whey-Shake und abends mein Multivitamin- und Multimineralienpräparat.“ Im Gegenteil – das ist schlichtweg unsinnig.
Die Basis bildet immer eine ausgewogene Ernährung. Und wenn ein Mangel an irgendetwas herrscht, nimmt man ein Nahrungsergänzungsmittel. Deswegen: Feile zuerst an deiner eigenen Ernährung. Das heißt nicht, dass du niemals eine Pizza essen darfst. Aber mit gesundem Menschenverstand sollte dir klar sein, dass sie kein Grundnahrungsmittel sein sollte. Und wenn doch, dann geh doch bitte zum Italiener mit einem Steinofen – so schmeckt die Pizza besser und du vermeidest industriell stark verarbeitete Lebensmittel.
Naturbelassen ist immer trumpf. Und wenn es doch mal ein Stück Schokoladenkuchen sein soll, backe ihn selbst oder such dir eine klassische Bäckerei oder Konditorei. Alles ist in Maßen erträglich; verlierst du aber die Kontrolle über die Menge, kann es schnell böse enden.
Nutzlos oder doch nützlich?
Ob du ein Nahrungsergänzungsmittel brauchst, hängt von deinem individuellen Mangel ab. Veganer beispielsweise sollten Vitamin B12 ergänzen, da es überwiegend in Fleisch vorkommt – ein Mangel an Mikronährstoffen ist nie gut. In diesem speziellen Fall ist eine gezielte Zusatzgabe ratsam.
Du kennst meine Abneigung gegenüber BCAAs. Dennoch gibt es Fälle, in denen BCAA-Präparate sinnvoll sind. Wenn du nüchtern trainierst, ohne vorher etwas zu essen, könnte die Einnahme von BCAAs helfen, deine Muskeln zu schützen. Bei einem normalen Tagesablauf mit anschließendem Frühstück ist das aber nicht unbedingt notwendig.
„Eine schlechte Mahlzeit ist besser als keine Mahlzeit“
Anders sieht es in einer Fastenphase aus. Bei Diäten wie „Intermittent Fasting“ ist fasten ein fester Bestandteil. Trainierst du morgens nüchtern und isst bis zum Nachmittag nichts, empfehle ich sogar den Einsatz von BCAAs – denn dem Muskel lange Zeit nichts zuzuführen, ist nicht gut.
Die Ausnahmen
Es gibt Nahrungsergänzungsmittel, die ihre Daseinsberechtigung mehr als verdient haben. Auch wenn oft behauptet wird, dass Omega3- oder Fischöl-Kapseln nutzlos seien, zeigen zahlreiche Studien das Gegenteil. Die meisten Menschen essen zu wenig fettreichen Fisch, um ein ausgewogenes Verhältnis von Omega3 zu Omega6 zu erreichen – in einer Welt, die mit Omega6-Fetten überschüttet wird, sollte dem entgegengewirkt werden. Meine Empfehlung: Du kannst alle zwei Tage ein ordentliches Stück (Wild-)Lachs essen. Aus Bequemlichkeit und weil ich nicht jeden zweiten Tag Lachs mag, ergänze ich meine Ernährung auf diesem Weg.
Vitamin D3 ist ein weiterer Kandidat, der – vor allem in den Wintermonaten – ein „Must-Have“ darstellt. Dein Körper bildet Vitamin D3 zwar durch Sonneneinstrahlung, doch nur wenige Lebensmittel enthalten genug davon. Deshalb empfehle ich Tabletten. Wer sich im Sommer viel sonnt, kann darauf verzichten. Die deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt zwar eine niedrige Tagesdosis, aber Untersuchungen sprechen von 1000 IU bis 6400 IU für einen erwachsenen Mann mit 80 kg Körpergewicht. Ich setze auf 5000-IU-Tabletten.
Abschließende Worte
Kein Nahrungsergänzungsmittel ist wirklich unabdingbar. Du brauchst kein Creatin, um Muskeln aufzubauen, kein Multivitaminpräparat, um deinen Vitaminbedarf zu decken, und auch keinen Proteinshake, um ausreichend Eiweiß zu konsumieren. Nahrungsergänzungsmittel sind immer situationsabhängig – ein Profi-Bodybuilder wird andere Bedürfnisse haben als ein Hobbysportler.
Wir alle wollen ein gesundes Leben führen, fit und vital bleiben und dabei auch Spaß haben.