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Paleo – ein kurzer Überblick

Paleo – ein kurzer Überblick

Veröffentlicht am 16.11.2023

Paleo – Überblick

Paleo ist definitiv ein großes Thema geworden. 2013 war Paleo die am meisten ge-googelte Ernährungsform. In der amerikanischen Fitnessszene, wo Paleo (auch nicht zuletzt dank Crossfit) schnell viele Anhänger fand, häuften sich im letzten Jahr aber auch deutlich kritische Artikel zum Thema.

Erste Berührungspunkte mit Paleo hatte ich 2008/2009, als ein fitnessfanatischer Kumpel mir von der Website marksdailyapple.com und der Paleo-Ernährung erzählte. Die Paleo Police stellt jetzt natürlich sofort fest: „Das ist ja gar nicht Paleo. Das ist Primal.“ Ähhhh… Okay. Whatever.

Ich setze diese Ernährung konsequent seit Anfang 2012 um. Wäre dieser Post damals verfasst gewesen, wäre er vermutlich ein vor Überzeugung brennendes Manifest gewesen. Damals war ich quasi „frisch verliebt“. Irgendwann wurden die Macken der angestrebten Ernährungsform allerdings offensichtlicher – und heute würde ich sagen: „Es ist kompliziert…“.

Naturaufnahme zu Paleo

Was ist Paleo?

Die Vertreter gehen davon aus, dass die gesundheitlichen Auswirkungen einer Ernährungsweise oder bestimmter Nahrungsmittel davon abhängen, inwieweit sich unser Organismus evolutionär daran anpassen konnte. Deshalb wird zwischen „paleolithischen“ und „neolithischen“ Lebensmitteln unterschieden – letztere umfassen im Wesentlichen alles, was wir seither der landwirtschaftlichen Revolution verdanken, wie Getreide oder Milchprodukte. Die Trennlinie liegt also seit etwa 10.000 Jahren.

Ein weiteres wichtiges Kriterium ist die Ursprünglichkeit eines Lebensmittels. Beliebt ist das Motto, es werde nur gegessen, was unsere höhlenbewohnenden Vorfahren auch als Nahrung erkannt hätten.

Typische Nahrungsmittel sind:

  • Fleisch
  • Fisch
  • Eier
  • Obst
  • Gemüse
  • Nüsse und Samen

Paleo Varianten

Manchen mag die Liste zu simpel erscheinen. Hardcore-Paleo-Fans würden jedoch ergänzen, dass auch Nachtschattengewächse zu meiden seien, dass man beim Obst besser ausschließlich auf Beeren setzen sollte und dass Nüsse wie Mandeln vorsichtig zu genießen sind, um das Omega-6:Omega-3-Verhältnis nicht zu stören.

Primal Ernährung

Ich persönlich messe der Unterscheidung zwischen Paleo und Primal wenig Bedeutung bei. Paleo ist prinzipiell ein recht varsames Konzept – keiner weiß nämlich genau, was unsere Vorfahren aßen. Außerdem haben sich sämtliche Lebensmittel seitdem evolutionär (oder durch Züchtung) verändert, ebenso wie wir.

Primal bezeichnet die Erweiterung der reinen Paleo-Lehre, indem auch Dinge wie (Süß-)Kartoffeln, manche Milchprodukte (oft Butter und Sahne) oder pflanzliche Öle (wie Olivenöl oder Leinöl) konsumiert werden. Zudem ist man offener für zusätzliche Verarbeitungsprozesse, etwa die Verwendung von Proteinpulver.

Wenn Paleo-Anhänger auf Primal-Anhänger treffen, entbrennen oft hitzige Debatten darüber, ob der Verzehr einer Kartoffel direkt ins Fegefeuer führt oder toleriert werden kann. Danke, Internet.

Paleo gefällt mir

Egal ob Paleo oder Primal – ob du dir aktuelle Zahlen zu Zivilisationskrankheiten ansiehst oder beim Stadtbummel deine Mitmenschen beobachtest, es ist offensichtlich, dass unser Lebensstil nicht im Einklang mit unserem evolutionären Erbe steht. Daraus folgt, dass Ernährung eine zentrale Rolle spielt.

Ich schätze das Konzept hinter Paleo ungemein, weil es zum Nachdenken anregt. Plötzlich beschäftigen sich Menschen mit der Herkunft und Herstellung ihrer Nahrung, unterstützen regionale Produzenten und kaufen saisonale Produkte. So wird klar, dass Pestizide nicht unkritisch sind. Paleo-Esser investieren oft in hochwertige Lebensmittel, unterstützen Modelle solidarischer Landwirtschaft, fördern Biodiversität und hinterfragen Massenproduktionsmethoden – all das mit großem Potenzial für Mensch, Tier und Umwelt.

Dabei zeigt sich jedoch auch, dass Paleo ein Eigenleben entwickelt hat. Ob Paleo-Vitamintabletten, Tiefkühlgerichte oder Bacon zu jeder Mahlzeit – vieles wird unter dem Label „Paleo“ vermarktet.

Paleo Kult

Wer sich noch nicht in entsprechenden Online-Foren oder Facebook-Gruppen informiert hat oder mit militanten Paleo-Anhängern gesprochen hat, versteht es vielleicht nicht ganz. Doch Paleo-Fans können schlimmer sein als Scientologen – hitzige Diskussionen entbrennen bereits, wenn auf einem Frühstücksfoto eine Scheibe Brot zu sehen ist.

Oft folgen sie vereinfachten Regeln, ohne den tieferen Hintergrund gesunder Ernährung zu hinterfragen. Schlagworte wie „Milch ist böse“, „Kohlenhydrate machen fett“ oder „Getreide ist der Teufel“ kursieren, obwohl die entsprechenden wissenschaftlichen Grundlagen komplexer sind.

Erfolgsfaktoren

Strikte Paleo-Anhänger führen ihre positiven Erfahrungen häufig ausschließlich auf die Einhaltung simplifizierter Regeln zurück – dabei gibt es vielfach eine Bandbreite an Gründen für Gewichtsverlust, und jeder reagiert unterschiedlich.

Korrelation ≠ Kausalität

Ich kann es nicht oft genug betonen: Nur weil zwei Ereignisse gleichzeitig auftreten, heißt das nicht, dass ein kausaler Zusammenhang besteht. Das erinnert an (Rohkost-)Veganer, die nach radikaler Ernährungsumstellung kaum mehr als 1.600 kcal am Tag zu sich nehmen, rasch abnehmen – und dann behaupten, dass Fleisch (oder tierisches Fett) fett mache.

Fazit

Meine Bilanz zu Paleo ist insgesamt positiv. Industriell verarbeitete Produkte verschwinden, während der Anteil an frischen, unverarbeiteten Lebensmitteln – vor allem Obst und Gemüse – steigt. Oft konsumiert man automatisch weniger Kalorien, erhält so eine ausgewogene Bilanz und nimmt gleichzeitig mehr Mikronährstoffe sowie Protein zu sich. Nährstoffe interagieren direkt mit unseren Zellen und Genen und beeinflussen so – im Falle von Paleo – positiv Gesundheit und Erscheinungsbild.

Die einfachen Regeln bieten Handlungssicherheit und ein emotional ansprechendes Konzept, unterstützt durch eine aktive Community, die langfristige Motivation liefert. Dennoch sollte man das Konzept nicht unkritisch verehren – wird beispielsweise ein ganzer Makronährstoff wie Kohlenhydrate verteufelt oder ein einzelnes Lebensmittel als Gift dargestellt, kann das in extreme Richtungen führen. Das weiß ich, da ich selbst kurzzeitig Teil der militanten Paleo-Police war.

Paleo Lifestyle

Paleo geht weit über eine rein ernährungstheoretische Betrachtung hinaus. Die Erkenntnis, dass wir uns nicht wie vor über 10.000 Jahren ernähren, sorgt dafür, dass auch andere Lebensbereiche hinterfragt werden. Paleo-Anhänger bemühen sich oft, sich mehr zu bewegen, mehr Sonnenlicht zu tanken, Stress zu reduzieren und besser zu schlafen. Dieses ganzheitliche Konzept passt auch zu Steinzeit-Fitness – weshalb ich nach wie vor eine große Schnittmenge mit der Paleo-Philosophie sehe. Weiter unten findest du einige weiterführende Links.

Weitere Ressourcen

Buchempfehlungen – die folgenden Bücher sind als Partnerlinks gekennzeichnet. Beim Kauf erhalte ich eine kleine Provision. Ich erwähne sie, weil sie mir im Vergleich zu anderen Werken zum Thema am besten gefallen und dir wirklich weiterhelfen.

Chris Kresser – Your Personal Paleo Diet

Nora Gedgauders – Primal Body, Primal Mind

Webseiten:

Civilized Caveman

Robb Wolf

Title photo courtesy of Chickens in the Trees (Creative Commons License)

Second photo by sbshine (CC BY 2.0 License)

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