
Veröffentlicht am 10.9.2023
„Kohlenhydrate machen dick. Also lass’ sie weg und Du nimmst ab!“ Dieser Satz findet mittlerweile häufig Anklang. Oft wird er einfach nur nachgeredet. Manchmal ausprobiert und für gut befunden, weil Du innerhalb kürzester Zeit viel „Gewicht“ verloren hast. Hervorragend, oder? Nein, nicht wirklich. Eigentlich grauenhaft. Erfahre endlich, warum dieses augenscheinliche Wundermittel so gut funktioniert.
Schneller Gewichtsverlust
Kurz gesagt, es stimmt. Ein schneller Gewichtsverlust ist bei einer kohlenhydratarmen Ernährung drin. Das funktioniert, weil sich der Kohlenhydratspeicher entleert und Kohlenhydrate Wasser im Körper binden. Alles, was Du trinkst, wird durch Kohlenhydrate eingespeichert – ja, Du hörst richtig. Deshalb ist es denkbar, dass Du in der ersten Woche gleich mal 2 kg weniger wiegst (kein Scherz!).
Erzähl mir mehr
Der schnelle Gewichtsverlust ist aber keine direkte Fettverbrennungsmaschine, wie Du vielleicht annimmst. Du weißt jetzt, dass Wasser nicht mehr in den Umfang gespeichert wird, wie es mit Kohlenhydraten der Fall ist. Diese anfänglich „verlorenen“ 2 kg kommen auch erst wieder, sobald Du erneut Kohlenhydrate zu Dir nimmst. Deshalb ist diese Ernährungsweise besonders bei Bodybuildern beliebt, die „shredded“, „lean“ und „trocken“ aussehen möchten. Fakt ist, dass Du durch den Verzicht eines lebenswichtigen Makronährstoffs etwas verpasst, der dafür sorgt, dass Dein Gehirn optimal funktioniert und Dich leistungsfähiger macht.
Eigene Erfahrungen
Ich möchte ehrlich zu Dir sein – meine erste Diät war eine Low-Carb-Diät. Aber nicht so eine, wie sie heute bei vielen gängig ist. Ich machte eine extreme Variante (ketogene/Atkins-Diät) mit maximal 30 g Kohlenhydraten pro Tag und alle 7 Tage einem Ladetag, um die Kohlenhydratspeicher wieder aufzufüllen. Das funktionierte hervorragend. Zum Frühstück gab es Bratwurst (pur, versteht sich), zum Mittagessen Steak, abends einen kleinen Salat – da dieser ordentlich Kohlenhydrate enthält, musste man auf die Größe achten – und als Snack Nüsse, Schinken und Salami. Zwischendurch gab es auch einen Shake aus Wasser, Leinöl und Proteinpulver. In 4 Wochen verlor ich etwas mehr als 12 kg – wobei nicht alles Fett war. Bei radikalen Diäten verliert man Fett, Wasser und auch Muskeln. Damals, als ich noch zur Schule ging, fehlte mir oft die Konzentration. Man saß fast wie ein Zombie im Klassenzimmer. Doch das war zweitrangig, da das Hauptziel – Gewichtsreduktion – erreicht werden musste. Die heutigen Low-Carb-Diäten mit 150 g oder weniger Kohlenhydraten sind hingegen weit weniger strikt. Sie funktionieren, so viel sei dazu gesagt.
Die Nachteile
Ich gehe nicht weiter auf die Vorgänge im Körper ein, da diese Informationen bereits vielfach diskutiert wurden. Hier eine Übersicht der Kontras:
- Müdigkeit, Konzentrationsschwäche und Antriebslosigkeit bei längerer Zeit ohne Kohlenhydrate
- Kopfschmerzen, Übelkeit bei Anstrengung und akuter Mundgeruch
- Nierenschäden durch erhöhte Fett- und Eiweißaufnahme; auch die Leber kann belastet werden
- Ein Anstieg gesättigter Fettsäuren erhöht das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall
- Zu geringe Ballaststoffaufnahme kann die Verdauung beeinträchtigen (Tipp: Leinsamen essen oder Ballaststofftabletten nutzen)
- Wenig Gemüse und Obst können zu einem Mangel an Mikronährstoffen führen, weshalb ein Multivitamin- und Mineralienpräparat ratsam ist
Die Vorteile
Warum liste ich die Vorteile nach den Nachteilen auf? Vermutlich sollten Dich die Nachteile bereits abgeschreckt haben. Dennoch:
- Schneller Gewichtsverlust möglich
- Du wirkst „trockener“ – bei niedrigem Körperfett treten Deine Adern besser hervor, da Wassereinlagerungen wegbleiben
- Du genießt viele schmackhafte Speisen, da Fett ein Geschmacksträger ist
Meine Empfehlung
Ich rate von einer Low-Carb-Ernährung ab. Schau Dir die Nachteile an – und das alles, weil Du zu bequem bist, eine ausgewogene Ernährung mit Obst und Gemüse zu realisieren? Ich bin ehrlich: Eine Low-Carb-Diät kann zwar funktionieren, aber Diäten sind immer nur vorübergehend. Du ernährst Dich nach einem Konzept, verlierst 10 kg, und danach nimmst Du wieder alles in Dich auf, was Dein Herz begehrt. Ich verstehe Deinen Beweggrund, aber aus heutiger Sicht würde ich es nicht erneut wagen. Du kannst Deine Traumfigur besser, gesünder und bequemer erreichen – auch wenn es länger dauert, denn Deine Gesundheit sollte im Vordergrund stehen.
Die Wettkampf-Athleten
Ich sehe Bodybuilding-Enthusiasten schon wild mit den Armen fuchteln. Diese schwören auf Low-Carb, wenn es um die Definition der Muskelmasse geht – und in diesem Punkt stimme ich zu. Die einzige sinnvolle Anwendung einer Low-Carb-Ernährung liegt im Bodybuilding während der Definitionsphase. Professionelle Athleten überwachen jede Kalorie, haben feste Vorgaben für Proteine und Fette und passen nur die Kohlenhydrate an, wenn sie abnehmen wollen. Selbst Profis erreichen Werte, die den Begriff Low-Carb verdienen – immer im Verhältnis zur Körpermasse. Zudem müssen Wettkampfathleten oft in einer bestimmten Gewichtsklasse bleiben, da eine kohlenhydratarme Ernährung zu weniger Wassereinlagerung führt. Dadurch sinkt das Gewicht, während die Vaskularität zunimmt.
Abschließend spreche ich mich als normaler Mensch gegen eine Low-Carb-Ernährung aus. Diese bewerte ich nur bei sehr niedriger Kalorienbilanz und extrem niedrigem Körperfett. Auch wenn ich eher der Wissenschaft zugetan bin, muss ich gestehen, dass im Alten Testament steht: „Körper und Seele brauchen einander wie Mann und Weib.“ Falls Du noch Fragen zur Low-Carb-Diät oder meinen Erfahrungen hast, lass es mich wissen – ich antworte Dir liebend gern.