Tägliches Wiegen = Tägliches Leiden?
Ich war auch mal der Meinung, dass ich mich jeden Tag wiegen muss, um auf keinen Fall auch nur ein Gramm zuzunehmen. Nach eigenem Empfinden wäre ein Gewichtsplus für mich extrem schlimm gewesen. Nicht, dass ich ein labiler Mensch wäre (im Gegenteil), aber man steckt sich ja schon Ziele, die man schnellstmöglich ohne großartige Hindernisse erreichen will. Dennoch kann man es auch übertreiben…
Tägliches Wiegen – Zu viel des Guten
Fakt ist aber, dass ein tägliches Wiegen beim Abnehmen sogar hinderlich sein kann. Warum? Es kratzt an deiner Psyche, wenn Du auch nur 100 Gramm mehr wiegst als am Vortag. Dabei sind Schwankungen des Gewichtes im Bereich bis zu 2 kg völlig normal. Erstens, weil Wasser eingelagert wird und zweitens, weil Du dich höchstwahrscheinlich ohne großartiges System wiegst. Du hast die Tipps bestimmt schon X Mal lesen müssen, aber ich betone auch noch mal, wie wichtig es ist, dich regelmäßig und zur gleichen Zeit (und unter gleichen Bedingungen) zu wiegen.
Kontrolliert abnehmen
Der Sinn und Zweck des Wiegens liegt bekanntlich darin, seine Fortschritte zu verfolgen und zu dokumentieren. Ein positives Ergebnis gibt dir das nötige „Durchhaltevermögen“ und Motivation. Wobei Du dir deine „Diät“ so angenehm wie möglich gestalten solltest und Du aus diesem Grund eigentlich kein großartiges Durchhaltevermögen, sondern viel mehr Disziplin bräuchtest! Du dürftest mitbekommen haben, dass ich es für wesentlich sinnvoller halte, eine Ernährungsumstellung und kleine Anpassungen im Essverhalten vorzunehmen. Auf lange Sicht gesehen ist es nachhaltig und ein guter Weg, auch ohne großartiges Kalorienzählen oder Hungern Fortschritte zu erzielen und diese auch zu halten.
Kontrolle, Fanatismus und Sucht
Nicht nur bei politischen Einstellungen, Gesinnungen oder Computerspielen gibt es Fanatismus und ein gewisses Suchtverhalten. Viele Menschen sind sehr anfällig solchen Dingen gegenüber. So verhält es sich auch beim Wiegen. Wer sich täglich wiegt und für wen es normal erscheint, sich permanent auf eine Waage stellen zu müssen, um auf keinen Fall auch nur 1 Gramm Gewichtsschwankung zuzulassen, der entwickelt eine gewisse Abhängigkeit. Dabei kommt es nicht darauf an, was andere Menschen dazu sagen, sondern wie Du das für dich wahrnimmst. Belastet es dich? Stört es dich? Bist Du es leid?
Der Kompromiss
Mein Vorschlag an dich: wiege dich 1 einziges Mal pro Woche und belass es dabei! Suche dir einen Tag aus, an dem Du immer (oder zumindest meistens) die gleichen Voraussetzungen erfüllst. Du solltest den Tag nach folgenden Kriterien auswählen: genügend Schlaf, wiegen vor dem Essen sollte möglich sein, am Abend zuvor solltest Du nicht unbedingt 2 kg Kartoffeln in dich hineinschaufeln und dazu evtl. noch 2 Liter Orangensaft trinken. Wie Du weißt, halten die Kohlenhydrate das Wasser in deinem Körper und können zu starken Gewichtsschwankungen führen.
Bei mir fällt der Wiegetag auf Sonntagmorgen. Du schlägst damit mehrere Fliegen mit einer Klappe: die Schwankungen relativieren sich verteilt über die Woche, Du beugst einem krankhaften Verhalten beim Wiegen vor und Du hast letztendlich genaueres Ergebnisse bei deiner Dokumentation (ich empfehle grundsätzlich das Gewicht pro Woche zu notieren und somit eine Übersicht zu behalten). Kontrolliert und kontinuierlich abnehmen ist somit wesentlich leichter zu erreichen, da Du dich selbst nicht mehr unter so enormen Druck setzt.
Mit diesen einfachen Anhaltspunkten solltest Du zufriedener als mit deinen bisherigen Wiegegewohnheiten sein. Bedenke aber stets, dass die Form wichtiger als dein Gewicht ist (Form vor Gewicht) und eine Gewichtsabnahme nicht mit einer Fettabnahme gleichzusetzen ist! Du siehst also: tägliches Wiegen ist gar nicht nötig bzw. eher hinderlich!
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