[Stress-Serie #5] 6 weitere Tipps gegen Stress

Stress ist im Leben fast aller ein Thema. Und während das Ziel sicher nicht lautet, in einer absolut stressfreien Seifenblase zu leben (kennst du das Raumschiff voller absolut nichtsnutzer Menschen aus WALL-E?), kann ein Übermaß an Stress nicht nur mental äußerst anstrengend sein, sondern gleichzeitig deine Gesundheit und deine Trainingsfortschritte massiv unterminieren. Daher setzen wir die Serie heute mit einigen weiteren Tipps gegen Stress fort, damit du das Ganze in den Griff bekommst!

1. Sport und Bewegung

Wir wissen, dass wir damit nicht die einzigen sind: Sport und Bewegung wirken gegen Stress und sogar Depressionen. Der größte Fehler, den du machen kannst, ist das Workout aus deinem Tagesplan zu streichen, weil du so viel zu tun hast; selbst wenn du im Vorfeld keine große Lust drauf hast – glaub uns, hinterher fühlst du dich besser. Wenn wir mal wegen eines Infekts oder einer Verletzung ein paar Tage nicht trainieren können, schlägt sich das schnell auf meine Stimmung nieder. Und wenn ich mich den Tag über gehetzt und gestresst fühle, ist das Training eine Insel der mentalen Entspannung, weil der Kopf einfach mal abschalten kann. Statt zu multitasken und die To-Do Liste im Kopf durchzugehen, tust du etwas forderndes, bei dem du konzentriert sein musst – aber nur auf das, was du in diesem Moment tust. Dank iPod und Co. kann man dabei ein weiteres Entspannungsmittel/Antidepressivum nutzen: Musik!

2. „Meditation“

Das führt mich zum Thema Meditation – einer meiner Favoriten der Tipps gegen Stress! Dabei denkst du jetzt vielleicht schnell an den Lotussitz, Räucherstäbchen und Wollsocken oder dieses Entspannungsgedudel von der CD, die der Masseur auf Endlosschleife laufen lässt.
Diese Meditationspraxis – sitzen und nichts tun – ist aber vor vielen hunderten von Jahren entstanden – und nach damaligen Standards sind wir dank moderner Reizüberflutung wohl alle ADS Kinder. Heißt: Für die meisten ist es seeehr schwer, lange einfach nur dazusitzen und an „nichts“ zu denken. Manche mögen diese klassische Form jedoch, oder entdecken andere traditionelle Praktiken wie Yoga, die spirituelles Gedankengut und meditative Elemente enthalten. Wenn es für dich funktioniert: Wunderbar! Wenn nicht, gibt es auch Alternativen.

Viele westliche Autoren begreifen Meditation mehr als „Achtsamkeit“. Der Gedanke dahinter lautet wie folgt: Stress, Unwohlsein, Angst, Traurigkeit entstünden durch

• Zu viel Vergangenheit, oder

• zu viel Zukunft.

Dabei gibt es nur diesen gegenwärtigen Moment. Und diesen. Und diesen… Naja, du weißt schon.

Aber wie oft bist du mit deinen Gedanken ganz und gar nicht im Hier und Jetzt? Sondern auf dem Weg zur Arbeit schon im Meeting? Grübelst über einen Streit von gestern nach? Machst dir Sorgen um das Personalgespräch nächste Woche oder die gefühlt komplett versemmelte Prüfung von Montag? Die Gedanken zur Ruhe zu bringen und sich auf den jetzigen Moment zu konzentrieren, kann extrem ent-stressend wirken. Meine zwei derzeitigen Favoriten dafür:

2.1 Alles, was ich in diesem Moment tun muss ist […]

Dieser Satz funktioniert als Mantra. Wenn du dich ertappst, mit deinen Gedanken gerade überall zu sein, nur nicht in der Gegenwart, fokussierst du dich auf die Tätigkeit, die du in diesem Moment ausführst. Heißt im Klartext: Wenn du gerade zu Fuß zum Supermarkt läufst, ist alles, was du in diesem Moment tun musst – Gehen. Wenn du dich mit einer Freundin auf einen Kaffee triffst, ist alles, was du in diesem Moment tun musst – Zuhören und das Gespräch genießen.

Und vielleicht stresst du dich dadurch nicht nur weniger mit Dingen, die gerade nicht unmittelbare Realität sind, sondern nimmst deine Umgebung und Mitmenschen plötzlich viel direkter wahr.

2.2 GANZ EGAL!

Oder auf neudeutsch: Fuck it! Die Idee hab ich von einem gleichnamigen Buch geklaut, als ich es in der Buchhandlung sah.

Nicht besonders fernöstlich, aber super hilfreich, wann immer es um „zu viel Vergangenheit“ geht. Ich bin regelmäßig im Auto unterwegs, und weiß wovon ich rede:

Da klaut dir einer erst die Vorfahrt und bremst dich aus, kommt dann nicht über 40 km/h hinaus, und als die Straße endlich zweispurig wird und du entnervt überholst, fährt die Blindschleiche beim Spurwechsel + Tunnelblick auch noch fast in dein Auto. Da kann schonmal die Wut mit einem Durchgehen und man fragt sich noch zwanzig Minuten später, wo man eigentlich diese coolen James Bond Wagen mit Scheinwerfer-Maschinengewehren herbekommt (falls du es weißt, schick mir bitte ne Mail!).

Du bist vll. ein super entspannter Autofahrer und fühlst dich nicht angesprochen. Aber fast jeder von uns hat diese Kleinigkeiten, die in der Summe unheimlich aufregen und stressen können. Ich kenn das. Aber ich weiß auch: Es führt zu absolut gar nichts. Naja, höchstens, dass man sich noch länger und mehr als nötig Stress macht.
Wann immer etwas in der Vergangenheit liegt und du es nicht mehr ändern kannst, aber deine Gedanken noch darum kreisen: „Scheiß drauf!“ Dieser schöne, einfache Satz kann ein mächtiges meditatives Mantra mit hohem Alltagsnutzen sein!

3. Perfektionismus und die 80-20 Regel

Perfektionismus wird uns ja so ein bisschen anerzogen. Leistung ist schließlich alles, was zählt. Man muss immer sein Bestes geben. Muss man…?

Langer stressiger Arbeitstag, und für die Präsentation am nächsten Tag, auf die keiner der Beteiligten Lust hat, musste irgendjemand noch eine Powerpoint Präsentation zusammenbasteln. Und du hast die „Ehre“. Genervt setzt du dich nach dem Abendessen nochmal an den Rechner, um das fertig zu bekommen. Und bist 20 Minuten später in einem Strudel des Perfektionismus gefangen. Das Bild ist ja nicht wirklich hochauflösend genug. Und der Hintergrund wirkt auch ein bisschen unruhig. Hmm. Und überhaupt: Lieber Arial oder Verdana? Am Ende sitzt du eineinhalb Stunden an ein paar ästhetisch wirklich gelungenen (!) Folien – die sich nichtmal der Chef wirklich anguckt.
Während das Beispiel etwas zugespitzt ist, passiert es immer wieder, dass man Zeit und Energie in etwas reinsteckt, ohne dass das ganze einen echten Mehrwert liefert. Einfach, um sein Bestes zu geben. Dafür lässt man andere Dinge stehen und liegen, isst nicht richtig, lässt das Workout ausfallen, geht später ins Bett…
Die Popkultur Version des Pareto Prinzips sagt, dass 20% der Arbeit zu 80% der Ergebnisse führen und weitere 80% Arbeit aufgewandt werden müssen, um die letzten 20% der Resultate zu bekommen. Dabei gibt es viele, viele Situationen, wo 80% des Ergebnisses völlig ausreichen würden! Suche nach solchen Situationen – und lass nach 80% gut sein.

4. Bonusrunde: Das WIRKLICHE Zauberwort

Von Kindesbeinen an wird uns „Bitte“ als das Zauberwort verkauft. Und, ohne etwas gegen Höflichkeit im Umgang miteinander zu haben: Du wurdest verarscht. Denn das Zauberwort schlechthin, eines der mächtigsten Worte überhaupt ist: „Nein“. Und eines, das sich viele nicht auszusprechen trauen. Du bist ja so höflich, wohlerzogen, nett und hilfsbereit. Und wenn der Chef, der stellvertretende Abteilungsleiter, dein Kommilitone, der Professor, der WiMi, die Tante, der Nachbar oder der Mobilfunkanbieter-Kundenberater am Telefon etwas von dir wollen – dann machst du es. Dabei hast du weder Zeit noch Muße. Passt dir null in den Krempel. Aber „Nein“ zu sagen wäre ja unsozial, unhöflich und egoistisch.

Das ist, mit Verlaub, großer Bullshit. Und auch wenn jetzt viele reflexhaft „Egoist“ denken: Deine primäre Verpflichtung besteht gegenüber dir selber. Ich meine, klar, wenn dein Kind Obstsalat will, stellst du dich in die Küche und schnippelst Obst. Läuft. Aber jemand anders? Braucht jemand gerade wirklich deine Hilfe, oder wirst du bloß ausgenutzt? Das liegt in deinem Ermessen und jeder zieht seine Grenzen etwas anders. Gar keine Grenzen zu ziehen, reduziert Stress. Bloß leider den von anderen. Mit einem selektiv aber bestimmt eingesetzten „Nein“ hast du eine mächtige Waffe zur Stressvermeidung in deinem Arsenal.

Probiere doch wenigstens eine der heutigen Methoden mal aus – und berichte uns gerne von deinen Erfahrungen!

 

Title photo courtesy of @boetter (Creative Commons License)

Workout photo courtesy of elvert barnes (Creative Commons License)

Road Meditation photo courtesy of kashirin nickolai(Creative Commons License)