[Stress-Serie #3] Die wichtigste Strategie gegen Stress

Nach den ersten zwei, eher die Hintergründe beleuchtenden Artikeln zum Thema Stress (Leidest du unter Stress? / Ist der Stress „nur eingebildet“? ), geht es heute darum, was du nach der „Diagnose“ für dich selber tun kannst – um Stress in deinem Leben zu bekämpfen.

Dauerhafter Stress verändert deinen gesamten Hormonhaushalt und das Zusammenspiel der Organsysteme. Zu den ohnehin unangenehmen psychischen Folgen von Stress kommen somit oftmals auch körperliche Symptome. Diese sind ein Warnsignal, dass du etwas ändern, also einen Gang zurückschalten musst. Wenn du dich häufig überfordert, gehetzt und ausgebrannt, schlapp und antriebslos fühlst, ist es definitiv an der Zeit zu handeln. Sonst wird dein Körper für dich die Notbremse ziehen!

Vorab möchte ich mich entschuldigen, falls dir einige Passagen des heutigen Posts zu esoterisch daher kommen. Ignorier einfach mein new age Hippie Geschwafel und zieh nur die für dich tauglichen Praxistipps aus diesem Post.

Genau wie bei Sport und Ernährung gilt: Jeder ist anders und hat individuelle Bedürfnisse!

Deswegen kann ich dir nur einige Anregungen geben, basierend auf dem, was für mich funktioniert. Wobei auch das immer ein „Work in Progress“ ist. Von der eigenen Einstellung abgesehen, ist Stress schließlich häufig externen Ursprungs und die Stressquelle lässt sich nicht immer sofort eliminieren: Also müssen wir den Stress stattdessen „managen“.

In kommenden Artikeln gibt es dann dafür eine ganze Reihe an Praxistipps. Aber heute geht es los mit der wichtigsten Strategie:

Schritt 1: Mach eine Bestandsaufnahme

Die Nummer 1 Ausrede von Menschen, warum sie sich nicht um ihre Ernährung kümmern oder Sport treiben können ist:

Ich würde ja! Ich hab nur keine Zeit.

Vielleicht denkst du das auch manchmal. Aber woher weißt du das eigentlich genau? Studien zu Folge unterschätzen fast alle Menschen signifikant die Nahrungsmenge, die sie an einem Tag zu sich nehmen – selbst wenn sie sich größte Mühe geben, genau zu schätzen! Keine Zeit zu haben bedeutet Stress. Aber vielleicht unterschätzen analog zur konsumierten Nahrung auch die Zeit, die wir jeden Tag haben?

Schreib dir ein paar Tage lang mit groben Zeitangaben auf (in dein Smartphone, ein kleines Büchlein – was auch immer funktioniert), womit du deine Zeit verbringst. Und schau dir das Ganze kritisch an. Wer Zeit für einen Game of Thrones Marathon oder stundenlange Pflege des Facebook Profils hat, kann auch Sport treiben. Statt Zeitmangel ist es vielleicht eine Frage deiner Prioritäten – die kannst du aber jederzeit ändern!

Schritt 2: „Entmülle“ dein Leben!

It’s not the daily increase, but the daily decrease. Hack away at the unessential. – Bruce Lee

Man findet viele Tipps, wie man mental mit Stress umgehen oder sich besser organisieren kann, um Stress zu vermeiden. So gut viele dieser Strategien sind, greifen viele für sich genommen meiner Meinung nach zu kurz. Denn man betrachtet die Stressfaktoren als in Stein gemeißelt, und versucht nur mit ihnen besser klarzukommen.

Stress ist oftmals das Resultat davon, dass wir uns zu viel aufbürden

Um am Ende unter der Last von zu vielen Aufgaben, die alle natürlich perfekt erledigt werden müssen, zusammenzubrechen. Egal wie gut organisiert wir sind.

Daher ist es eine gute Idee, nach überflüssigen Dingen in deinem Leben Ausschau zu halten. Und sie zu eliminieren, wenn sie dich mehr stressen, als dass sie dir nutzen. Um das machen zu können, ist es zuerst wichtig wie schon angeklungen, deine Prioritäten zu überprüfen oder überhaupt festzulegen.

Wo willst du mal hin? Was sind deine Ziele? Was ist dir wirklich wichtig im Leben? Viele haben sich darüber noch nie wirklich Gedanken gemacht. Und ich will nicht behaupten, dass man das muss, um glücklich zu werden. Aber wie oft steigst du in dein Auto, und fährst einfach planlos durch die Gegend? Eigentlich nie. Du steigst ein, wenn du weißt, wo es hingehen soll – und dann nimmst du die beste Strecke!

Wir haben nur begrenzte Zeit. Nicht bis zum Feierabend. Nicht bis die 24 Stunden des heutigen Tages abgelaufen sind. Nicht bis die nächste Arbeitswoche losgeht. Sondern begrenzte Zeit – Punkt! Das Leben ist endlich. Es wird ein Ende haben. Warum also nicht dafür sorgen, dass du so viel Zeit dieses Lebens so verbringen kannst, wie DU es willst? Um die Dinge zu erreichen, die DIR wichtig sind? Statt sich permanent von anderen durch ein stressiges Hamsterrad hetzen zu lassen?

Nun wirst du vielleicht sagen: „Aber ich hab einen Job, muss die Miete zahlen, habe Familie.“ Und sicher sind das starke Argumente. Aber manchmal ist es auch nur eine Ausrede, sich gar nicht erst mit diesen Themen auseinandersetzen zu müssen und sich unbequemen Fragen zu stellen. Es gibt nicht nur schwarz und weiß. Sondern vielleicht auch Kompromisse dazwischen, mit denen es dir besser geht? Veränderung ist uns unheimlich, das ist normal. Wenn wir eine Nische gefunden haben, in der wir überleben können, reicht uns das oft. Schließlich ist Überleben nach wie vor ein starker Antrieb. Lieber das bekannte Übel, als die ungewisse Zukunft, wenn man Dinge über den Haufen wirft. Aber du willst bestimmt mehr, als nur zu überleben…

Stell dir vor, du hast ein Bankkonto, das dir jeden Morgen 86.400 € gutschreibt. Du kannst darauf aber nichts ansparen. Jeden Tag um Mitternacht wird dein verbleibendes Guthaben ‚gelöscht‘ und es geht von vorne los. Was würdest du tun? Jeden Cent abheben und ausgeben natürlich! Jeder von uns hat so ein Konto. Es nennt sich ‚Zeit‘. Jeden Morgen bekommst du 86.400 Sekunden. Jeden Tag um Mitternacht ist für immer verschwunden, was du davon nicht ’sinnvoll‘ ausgegeben hast. Du kannst keine Zeit sparen. Du kannst deine Zeit nicht überziehen. Jeden Tag bekommst du ein neues, volles Konto. Jede Nacht wird das übrige Haben gelöscht. Wenn du nicht in der Lage bist, die Zeit zu nutzen, ist das dein Verlust. Du kannst nur in der Gegenwart, von deinem täglichen Guthaben leben. Mach was aus deiner Zeit. Die Uhr läuft. – Marc Levy

Abgesehen von deinen großen, langfristigen Zielen: Was würdest du mit deiner Zeit anfangen, wenn du noch einen Monat zu leben hättest? Eine Woche? 24 Stunden? Die Antworten auf diese Fragen können dir helfen, deinen Prioritäten auf die Spur zu kommen. Und wenn du deine Prioritäten kennst, kannst du Dinge aus deinem Leben streichen, die dich nicht weiterbringen. Sondern einfach nur stressen.

Wenn du kannst, nimm dir doch einfach mal ein leeres Blatt und einen Stift – und nimm dir 5 Minuten Zeit für dich und deine Ziele. Dein zukünftiges, weniger gestresstes Ich wird dir danken!

 

Title photo courtesy of Jareed (Creative Commons License)

Clock photo courtesy of Arjan Richter (Creative Commons License)