Nur Superhelden tragen Handschuhe
Batman, Spiderman, Captain America und andere Superhelden tragen Handschuhe, wenn sie ihren Gegnern ordentlich auf die Fresse geben. Unglaublich cool, oder? Wer aber schon mal mit Handschuhen etwas machen wollte, dass Kraft oder Fingerfertigkeit erfordert, der stößt schnell an seine Grenzen. Deshalb sage ich: Handschuhe sind alles andere als cool. Sie sind nervtötend, blockieren deine Kräfte und sehen meist hässlich aus.
Warum Du ohne Handschuhe trainieren solltest!
Ich werde Dir nachfolgend erklären, warum Handschuhe eben nicht so prall sind. Versteh’ mich nicht falsch… Handschuhe sind cool. Zumindest im Winter, wenn es kalt draußen ist. Oder bei Superhelden. Im Fitnessstudio sind sie aber ein extremes Hindernis.
„Sie schützen meine Hände vor Hornhaut!“
Wenn Du kein Mädchen bist, zählt dieses Argument nicht. Wenn Du ein Mädchen (oder Frau) bist, zählt es auch nicht. Dazu möchte ich Dir kurz eine Anekdote erzählen. Wenn Du meine Artikel schon länger verfolgst, dürftest Du mitbekommen haben, dass ich meine Freundin ebenfalls zum Training gebracht habe. Zum Training mit schweren Gewichten und nicht zum „etwas Ausdauertraining und ab und zu leichte Gewichte bewegen“. Denn letzteres ist idiotisch. Es raubt nur Zeit.
Meine Freundin jedenfalls bestand auf Handschuhe. Ich ließ es zu, da ich wusste, dass ich sie irgendwann, wenn sie das Training richtig packt, dazu bekomme, sie über Bord zu werfen. Woher ich das wusste? Ich war auch mal so drauf. Ich hab’ schon immer hart trainiert, aber meine Hände waren mir „heilig“. Und ja, vielleicht war ich ein Mädchen… Wie auch immer: meine Freundin wollte Handschuhe. Am liebsten „pinke“. Es wurde dann ein schwarzes Standardmodell von Harbinger (gute Qualität, Respekt!).
Nach einigen Monaten Training (erlernen der Grundübungen, langsame Steigerung der Gewichte, richtige Ernährung), kam von ihr dieser eine Satz. „Ich kann mich beim Kreuzheben nicht mehr steigern“. Ich wusste, dass es jetzt an der Zeit war, sie langsam an dieses Problem heranzuführen.
Ich ließ sie die Handschuhe ausziehen, 5kg auf die Stange aufladen und sie nach oben ziehen. „Das ging ja gut!“. Okay… Noch 5kg drauf – ziehen – oben – „das war schwer!“. Das war der Moment , in dem sie von 40kg auf 50kg ohne Probleme steigern konnte.
Mittlerweile, ca. 2 Monate später, hat sie die Handschuhe nicht mehr mit, hebt mit flüssigem Magnesium und ist bei 65kg angekommen. Wer denkt, Frauen müssen schwach sein, der täuscht. Männer müssen nur stärker sein ?
Hornhaut-Panzer des Todes
Du denkst Dir jetzt vielleicht, Du bekommst sofort dicke Hornhaut-Schichten an den Händen vom schweren Heben und Drücken. Das ist aber ein Trugschluss. Ich gebe es zu – meine Hände sehen etwas derber aus als früher, dafür kann ich aber auch das doppelte Gewicht von damals bewegen. Meine Freundin bewegt ebenfalls wesentlich mehr Gewicht und hat weder mit Hornhaut noch mit irgendwelchen Schwielen zu kämpfen. Du glaubst mir nicht? Nachfolgend hast Du ein Bild meiner Hand (die obere, falls nicht erkennbar) und ihrer Hand (natürlich die Untere) zum Beweis.
Manche Superhelden haben eine Eisenallergie
Nicht selten trifft man Menschen mit den verschiedensten Metallallergien an. Es wäre natürlich riesiger Mist, wenn diese derartig limitiert wären, dass sie nicht mal Eisen bewegen können. Diese Menschen bekommen den Tipp von mir, dass sie sich dünne Stoffhandschuhe kaufen sollen. Gummi-Handschuhe sind natürlich auch möglich.
Einige Superhelden scheinen eine solche Metallallergie zu haben, woher kommen sonst diese kompletten Ummantelungen der Hände? War das zur Zeit des Comic-Zeichnens- und Figuren-Erschaffens cool?
Der Grund
Jetzt habe ich Dir eine Anekdote erzählt, Beweisfotos gezeigt und von Superhelden erzählt. Ich bin Dir nur noch eine Begründung schuldig. Die Gründe sind im Grunde (hehe Wortspiel!) ganz einfach:
1. Du hast besseren Halt (Mimimi, ich hab schwitzige Hände! Nimm Chalk!
2. Du kannst mehr Griffkraft aufwenden (stell Dir vor Du möchtest die Stange zerbrechen!)
3. Du hast weniger zwischen Dir und der Stange (direkter Kontakt verbindet euch!)
4. Du bist stärker, da Du mehr Griffkraft aufwendest (absurd? Ja, egal…)
Diese 4 Säulen sind unumstößlich. Behauptest Du etwas anderes, bist Du eine Pfeife. Das meine ich ernst, kein Scherz. Zumal Superhelden ohne Handschuhe sowieso viel cooler sind:
Ich wünsche Dir einen starken Tag,
PS: Gib Gas beim Training! Wenn möglich ohne Handschuhe.
„Ich komm nicht mehr weiter!“ – Stagnation
Wenn Du deine Trainingsgewichte bei einer Übung längere Zeit (bei 3 Trainingseinheiten ist das der Fall) nicht steigern kannst, solltest Du etwas dagegen unternehmen. Ein „Setback“ ist eine gute Variante, um erneuten Anlauf zu nehmen. Dabei setzt Du das Trainingsgewicht der Übung um 20% zurück, bei welcher Du stagnierst und arbeitest dich erneut auf das Gewicht hoch. Ohne es zu bemerken toppst Du das Plateau und befindest dich über dem eigentlich problematischen Gewicht. Das genaue Vorgehen habe ich in folgendem Artikel schon beschrieben: „Setback“.
Kritik an „Starting Strength“
Trotz allem Lob für Mark Rippetoes Programm, gibt es natürlich auch Gegenstimmen. Im Prinzip sind es 3 große Punkte, die es zu betrachten gilt: 1. die Übung „Power cleans“ sei zu schwierig, 2. das Programm ist allgemein viel zu Beinlastig und 3. die vorgeschlagene Ernährungsphilosophie ist zu extrem.
#1 „Power cleans“ sind zu schwierig
In der Tat sind Power cleans aus Sicht der Koordination und des Verletzungspotentials eine schwierige Übung. Aus diesem Grund wird häufig ein Austauschen der Power Cleans mit Langhantel-Rudern vorgeschlagen. Eine gute Variante, auch für die Ästhetik.
Wobei es zu bedenken gilt, dass Rippetoe schon einen Grund für die Power Cleans hatte. Er wollte damit bewusst die Explosivität steigern und ein besseres Körpergefühl erreichen. Das Problem ist nur, dass die meisten keine erfahrenen Trainer an ihrer Seite haben, um sich die Übung richtig zeigen zu lassen. Dazu kommt noch, dass Rippetoes der Power Cleans nicht 1 zu 1 vergleichbar mit dem „normalen“ Powerclean ist, da die Anwendung schon anders gedacht ist.
#2 Starting Strength ist zu beinlastig
Ein Punkt, den man schlecht ausbessern kann, ohne das ganze Programm umzustellen, ist der Fokus auf die Beinmuskulatur. Das kann man Mark Rippetoe aber nicht vorwerfen, da er ehemaliger Powerlifter ist und dort ein Großteil der Disziplinen aus beinlastigen Übungen besteht. Ein weiterer Punkt ist der menschliche Körper. Die Muskeln im Unterkörper lassen sich einfach auch hervorragend in ihrer Kraft steigern, da das Potential riesig ist. Ich meine: vergleich deinen Oberarm mal mit deinem Oberschenkel. Bist Du nicht gerade der ultra-skinny Hipster Nummer 1, dann wirst Du hier schon entscheidende Unterschiede feststellen können.
Wer überhaupt keine Beinmuskeln aufbauen möchte, ist bei SS definitiv an der falschen Adresse. Willst Du aber richtig dicke Beine, entscheide dich für Starting Strength – Du wirst nichts Besseres finden.
Rippetoe ist übrigens Fan der „Low-Bar Squats“. Aus diesem Grund werden diese auch im Programm verwendet.
#3 „GOMAD“-Ernährung ist zu extrem
GOMAD heißt wörtlich übersetzt „gallon of milk a day“. Dabei wird dazu geraten täglich viel zu essen und zusätzlich noch 4 Liter (= eine Gallone) Milch zu trinken. Sinngemäß wird es oft auch mit „friss so viel wie möglich“ in Verbindung gebracht, was natürlich sehr schnell zu sehr viel Fettdepots führt.
Was Ernährung betrifft, sollte man sich ohnehin nicht an Mark Rippetoe orientieren. Was das betrifft ist er sehr „rustikal“. Besser wäre eine durchdachte Ernährung, die ein gutes Makronährstoffprofil aufweist. Unter Umständen kann dein Fortschritt etwas darunter leiden, das heiß verlangsamt werden. Wem seine Optik aber wichtig ist, der wird mit diesem Kompromiss einverstanden sein. Auf der anderen Seite rät Rippetoe aber auch zu 6 Portionen Gemüse und Obst pro Tag. Seine Grundansichten sind nicht verkehrt, er empfiehlt sie nur ohne „Rechnerei“ von Makro- und Mikronährstoffen, was vielen Menschen missfällt. Praktisch ist er nicht „science“ (= wissenschaftlich) genug.
Es gibt auch böse Zungen, die behaupten „wenn Du kein GOMAD machst, machst Du auch nicht Starting Strength“. Das erachte ich als ziemlichen Blödsinn, da das Trainingsprogramm dennoch beibehalten wird und die Ernährungsphilosophie wieder ein anderes Thema ist.
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