Die Lüge des gesundheitlichen Fortschritts

Dank Fortschritt ist das 21. Jahrhundert eine tolle Zeit, als Mensch zu leben.

Beweis ich dir:

• In sechs Stunden bist du mit dem ICE in München.

• Mit der Computertechnik sind wir produktiver als je zuvor.

• Oder könnten es zumindest sein, wenn es nicht so viele lustige Katzen und dumme Menschen auf Youtube gäbe.

• Du hast das Internet und online shopping und überall Zugang dank schlauer Telefone.

• Du kannst Waren und Dienstleistungen aus aller Welt in Anspruch nehmen.

• Du kannst über Kontinente und Ozeane hinweg kommunizieren und einen Inder deine Buchhaltung machen lassen während du in Ruhe deinen in Stockholm gerösteten Kaffee aus Kenya schlürfst.

• Wir können das Ohr eines Schweins klonen und an den Hintern eines blinden Schafs transplantieren. Und das dann wieder klonen. Oder so ähnlich?

All das verdanken wir dem sagenumwobenen Fortschritt.

Dieser Fortschritt ermöglicht uns auch, immer besser gegen Krankheiten und körperliche Einschränkungen aller Art gewappnet zu sein. Ich meine, das liegt doch auf der Hand!? Schließlich haben wir immer bessere und genauere Diagnosemöglichkeiten, Fachärzte für jedes Zipperlein, Medikamente als Ergebnis jahrelanger Forschungen und millionenschwerer Investitionen der Pharmaindustrie.

Moooment. Der Fortschritt ermöglicht uns immer bessere Gesundheit?! Ist das wirklich so? Oder ist dieser Fortschritt eine Lüge?

Ein paar Zahlen aus Deutschland

Die zwei häufigsten Todesursachen in Deutschland sind Herz-Kreislauferkrankungen und Krebs. Laut dem Krebsinformationsdienst erkrankten alleine im Jahr 2008 469.800 Menschen NEU an Krebs. Im Jahr 2010 war etwa jeder VIERTE Todesfall die Folge einer Krebserkrankung.

Aber, fragst du vielleicht, bedeuten diese Zahlen nicht immerhin, dass wir wirklich gut sind, weil wir all diese Fälle erkennen? Gegenfrage: Wenn ich Käptn auf nem Schiff bin. Und gegen nen Eisberg schippere. Hilft es mir dann, wenn ich den Eisberg erkenne, nachdem ich draufgekachelt bin?

Übergewicht ist Risikofaktor schlechthin

Übergewicht ist allgemein ein zunehmendes (ups!) Problem im „Westen“ bzw. in Gesellschaften, die den westlichen Lebensstil übernehmen. Laut einer Studie des Robert Koch Instituts, durchgeführt von 2008 bis 2011, sind in Deutschland 67,1 % der Männer, sowie 53 % der Frauen zwischen 19 und 79 Jahren übergewichtig. Für die, die zahlenmäßig ähnlich begabt sind wie ich: Das heißt (deutlich) mehr als jeder ZWEITE! Bei der Gruppe der stark übergewichtigen (bzw. „fettleibigen“) sind es 23,3 % der Männer und 23,9 % der Frauen. Hier also fast jeder VIERTE. Besonders stark ansteigend sind die Zahlen bei den 25 bis 34 jährigen. Also bei den jüngeren Generationen.

Und nicht „nur“ Krebs- und Herz-Kreislauferkrankungen, sondern auch andere schwere Leiden wie Typ II Diabetes, Nierenleiden, Lebererkrankungen sowie Probleme des Muskelskeletts und Gelenkbeschwerden werden durch Übergewicht begünstigt. Von den seelischen Folgen der Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper und sozialer Ausgrenzung ganz zu schweigen. Bereits unter kleinen Kindern sind ca. 8 % fettsüchtig. Kinder leiden ganz besonders unter den seelischen Konsequenzen. Vor allem in einer Gesellschaft, die, seien wir ehrlich, teils recht oberflächlich ist und überzogene Schönheitsideale pflegt. Und die dann noch alles photoshopped.

Nicht nur die Ernährung ist hier ein Problem

Wir bewegen uns auch immer weniger.

Innerhalb relativ weniger Jahre wurde es normal, sich NICHT zu bewegen. Im Alter von 9 bis 15 Jahren nimmt in Europa die körperliche Aktivität von Kindern um 50 bis 75 % ab!

Man sieht, trotz unserer technologischer Errungenschaften sind wir heute nicht unbedingt gesünder. Es gibt sogar starke Argumente, dass das Gegenteil der Fall ist. Die begründete Annahme steht im Raum, dass heute 10 Jährige die erste Generation sein werden, die eine kürzere Lebenserwartung als die Elterngeneration hat! Glaubst du nicht? Sieh dir mal designed to move an.

Es mag sein, dass durch die Technik unsere Diagnosemöglichkeiten immer besser werden. Wir Krankheiten früher erkennen und diese bzw. ihre Symptome dann “behandeln” können. Doch Übergewicht haben wir bisher auch nicht in den Griff bekommen – und ich brauche kein medizinisches High-tech Gerät, um das zu diagnostizieren, oder? Die Symptome zu erkennen, heißt nicht zwangsläufig, dass die Ursache richtig verstanden und an der Wurzel behandelt wird. Und hier sollte man doch ansetzen, findest du nicht?

Prävention statt Diagnose

Also ich finde das Ziel immer besserer Diagnose ein bisschen fehlgeleitet. Es ist natürlich GUT, Krankheiten zu erkennen. Aber wäre es nicht noch BESSER, die Krankheit gar nicht erst entstehen zu lassen?

Wir sind diesen Entwicklungen nicht schutzlos ausgeliefert. Jeder kann (nein, sollte!) Verantwortung für seine eigene und die Gesundheit seiner Lieben bzw. Schutzbefohlenen (Kinder) übernehmen. Und dadurch nicht nur Krankheiten vorbeugen, sondern auch ein zufriedeneres Leben führen. Und falls das nicht reicht: Sogar viel Geld sparen!

Das muss nicht furchtbar kompliziert sein, solange wir uns um die Basics kümmern, und

• uns gesund ernähren

• uns ausreichend und richtig bewegen

• und noch ein paar andere Dinge beachten. Ihr wisst schon. Für die Bonuspunkte.

Abschließend noch ein paar Links, falls du meine horrenden Zahlen für Übertreibung hältst. Der erste ist so gut gemacht, wenn du nicht jetzt zur Arbeit musst, solltest du dir den auf jeden Fall mal ansehen (leider auf englisch, aber wunderbar aufbereitet).

designed to move Krebsinformationsdienst Der Spiegel IFB Adipositas