
Veröffentlicht am 12.10.2023
Falls du dir jemals Fitnessziele gesteckt hast, Neujahrsvorsätze hattest, abnehmen oder Muskeln aufbauen wolltest … und dein Ziel nicht erreicht hast, findest du dich vielleicht in dieser kurzen Liste wieder. Denn heute möchte ich dir 7 typische Denkfehler vorstellen, die Menschen reihenweise davon abhalten, ihre Ziele zu erreichen. Einige davon haben wir selber in der Vergangenheit auch schon gemacht! Ohne langes Vorgeplänkel, los geht's:
1. Du legst kein Fundament
Mit einem einfachen Beispiel versteht jeder, was gemeint ist: Was bringt man einem Erstklässler im Schulfach Mathematik bei? Richtig: Zählen, Addieren, Subtrahieren. Niemand käme jemals auf die Idee, einem Erstklässler komplexe Vektor-Mathematik vorzulegen oder ihn schwierige Gleichungen integrieren zu lassen.
Trotzdem begehen haufenweise Menschen diesen Kardinalfehler, wenn es um Fitness geht!
• Drei Jahre keinen Sport mehr getrieben? Na klar, für den Marathon in 5 Monaten anmelden! Im Ernst, ich kann mir beim besten Willen nicht erklären, wie du dir eine Knieverletzung zuziehen konntest!
• 1,78 m groß, 60 kg „schweres“ Untergewicht auf zwei Beinen und im ersten Monat Krafttraining? Schwere Reduktionssätze beim Kreuzheben mit Ketten für den akkommodierenden Widerstand müssen die Antwort sein! BEAST MODE!
• Langhantelkniebeugen sind gut? Pff, sei einfach schlauer als Generationen vor dir! Kniebeugen auf einem Gymnastikball müssen doppelt so gut sein!
Ähnliche Fehler gibt es in Sachen Ernährung:
Hey, ich hab gelesen, Fischöl ist super gesund. Voll die Verarschung, ich hab's jetzt zwei Wochen genommen und merk nix!?
Ach wirklich? Du isst fünfmal die Woche Tiefkühlpizza, frühstückst Nutella-Brote und trinkst jeden Tag 2 Liter Softdrinks? Und drei Gramm Fischöl am Tag haben dir nichts gebracht? Also, ich würde ja mein Geld zurückverlangen…
All diese Beispiele kann man zusammenfassen als:
Die Krawatte binden, bevor du dein Hemd anziehst
Klingt behämmert? Ist es ja auch! Die Basics müssen an erster Stelle stehen. Wenn du deine Ernährung optimieren willst, bringt es dir mehr, gesunde Nahrungsmittel bei jeder Mahlzeit zu essen, anstatt ein paar „magische“ Nahrungsergänzungsmittel oder „Superfoods“ zu schlucken. Wenn du trainierst, musst du mit dem Fundament anfangen: Grundübungen mit freien Gewichten, klassische Körpergewichtsübungen wie Liegestütze oder Klimmzüge und dich mehr bewegen. Leg dein Fundament.
2. Die richtigen Übungen falsch ausführen
Selbsterklärend oder? Wenn du nach China willst, ist ein Chinesischkurs sicher der richtige Grundgedanke. Wenn du das Ganze autodidaktisch machst und am Ende alles falsch aussprichst, versteht dich trotzdem kein Schwein. Heißt: Du erreichst dein Ziel nicht und hast deine Zeit verschwendet.
Im Ernst, mach’s von Anfang an richtig. Sei nicht dumm, verletz dich nicht. Verletzungen sind beschissen.
3. Du machst nur, worin du gut bist und was dir Spaß macht
Versteh mich nicht falsch. Wir sind keine Profisportler. Oder? Von daher ist nichts falsch daran, auch Spaß zu haben – sogar den größten Teil der Zeit.
Aber wenn du schlau trainieren und deine Ziele erreichen willst, musst du vielleicht auch mal in den sauren Apfel beißen und etwas tun, worin du noch nicht gut bist.
Welche Sportler faszinieren die Zuschauer am meisten, sind am wertvollsten und wessen Stil vom Nachwuchs nacheifern wird? Komplett ausbalancierte Sportler. Der Fußballer, der beidfüßig ist, allen davonläuft, Straf- und Freistöße verwandelt, seinen Mitspielern zuarbeitet und trotzdem nach hinten rennt, um um jeden Ball zu kämpfen. Wenn du glaubst, dass solche Sportler einfach in allen Bereichen über besonderes Talent verfügen – bitte. Meine These wäre, dass diese Menschen über Jahrzehnte kontinuierlich an ihren Schwächen gearbeitet haben, bis sie (fast) keine mehr haben.
Während es nicht der hier abgebildete Typ ist: Ich habe in jedem Gym, das ich auch nur ein paar Mal besucht habe, mindestens einen Kandidaten gefunden, der zwar ne Menge Bankdrücken konnte, aber Beine wie meine kleine Schwester hatte. Don’t be that guy.
4. Du machst nur Übungen, die sexy und in sind
Das Pareto-Prinzip (benannt nach dem italienischen Wirtschaftswissenschaftler) besagt – zumindest in seiner populärwissenschaftlichen Anwendung – dass 80% der Resultate sich durch 20% der Arbeit realisieren lassen. Ob das in jedem Bereich so stimmt, sei dahingestellt. Es ist aber eine gute Faustregel.
Die 20%, die dir 80% deiner Ergebnisse bringen, sind die Basics (siehe Punkt 1) und nicht die 80% des gesamten Krempels, den du drum herum machen kannst – wie komische Nahrungsergänzungen, oder siebenunddreißig abgefahrene Dehnübungen. Oder die Konzentrations-Curls vorm Spiegel. Oder diese Bauchübung mit Gymnastikball und zwei 500-Gramm-Hanteln, die laut der Cosmopolitan gerade alle Hollywoodstars machen. Jesus.
Also: Tu, was Jesus tun würde. Investier wenigstens 80% deiner Energie in die wichtigen 20% deines Trainings. Mit der restlichen Zeit und Lust kannst du dann die super coole Fabian Hambüchen-Übung aus der Men’s Health machen.
…und wenn du glaubst, er macht wirklich mehr als 5 Minuten Training in der Woche, um so auszusehen wie er – sorry. Und den Weihnachtsmann gibt’s übrigens auch nicht.
5. Das Training von Elite-Sportler*innen nachmachen
Damit wären wir beim nächsten Punkt. Das betrifft zum einen Lifestyle-Magazine, in denen um große Sportevents herum einige der berühmten Sportler*innen (deren Namen auf dem Heftcover die Auflage steigern) ihre angeblichen Lieblingsübungen vorstellen. Komisch, dass diese in 90% der Fälle keinerlei Übertrag zur eigentlichen Sportart des Athleten haben und sich alle auch mit Hausmitteln wie einem Handtuch ausüben lassen.
Aber selbst wenn jemand an den echten Trainingsplan eines Spitzensportlers käme – wäre es klug, den nachzumachen? (Rhetorische Frage.) Dieser Sportler trainiert vermutlich, seit er fünf Jahre alt ist. Die letzten zehn Jahre davon zweimal am Tag. Und er oder sie hatte somit vermutlich Zeit, sich mit diesem Training in diesem Umfang, Schwierigkeitsgrad und dieser Intensität vorzubereiten. Wie gesagt: Erst das Hemd, dann die Krawatte.
6. Nur trainieren, wenn ein Event ansteht
In 8 Wochen All-Inclusive-Strandurlaub in der Türkei und noch keine „Strandfigur“? In drei Monaten Urbanathlon? Tough Mudder? Na, nix wie los – jetzt aber bei McFit anmelden. Neue Laufschuhe besorgen. Yeah, Foto bei Facebook posten, 31 Likes, Mission erfüllt. Oder?
Dein Körper braucht Bewegung und Aktivität, genauso wie Nährstoffe. Du isst doch auch nicht nur zwei Monate im Jahr, oder?
7. Quantität über Qualität
Wenn drei Trainingseinheiten in der Woche gut sind… dann sind sechs besser, oder? Und die Session sollte so lange dauern wie möglich? Doppelt so viel, dann kommst du schneller ans Ziel?
Gegenfrage: Wenn du Kopfweh hast (und zu den Menschen gehörst, die zu Pillen greifen) – nimmst du ein Aspirin? Oder die ganze Packung? Egal ob Medizin, Ernährung oder Sport: Es geht um die richtige Dosis.
Trainingsreiz. Der Reiz, der deinen Körper zu einer Anpassung zwingt. Diese Anpassung erfolgt, während du dich vom Training erholst. Ein Reiz ist nicht erst dann gegeben, wenn du dich übergeben hast und bewusstlos in deinem Schweiß und Erbrochenen liegst – auch wenn manche Trainingsformen dieses „coole“ Image gerne pflegen.
Ich will hier keine Lanze für die Faulheit brechen. Man muss schon eine Menge machen, um in das sagenumwobene „Übertraining“ zu gelangen. Worauf ich hinaus will: Fitness ist keine Folter oder Bestrafung. Suche lieber nach der minimalen effektiven Dosis – also nach dem Maß, das dir Ergebnisse liefert, dich aber nicht völlig zerstört, sodass du den Rest deines Lebens auch noch genießen und zur nächsten Trainingseinheit motiviert auf der Matte stehen kannst.
Fazit
Sicher gibt es noch mehr Fallstricke. Aber vermeide diese sieben Fehler, iss mehr natürliche, gesunde Nahrungsmittel, sitze weniger und schlafe genug – dann bist du deinen Zielen schon mal ein ganzes Stück näher.
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