5 Gründe gegen Stimulanzien

Wer kennt sie nicht – die guten alten Stimulanzien-Geeks, die sich ohne Trainingsbooster kaum zum Training bewegen können. Die Abhängigkeit von Stimulanzien geht schneller als man denkt. Das sage ich nicht als Feind von Koffein und Co., sondern als ehemalig Betroffener. Die Unvernünftigen schreien jetzt auf „Halt die Klappe! Ich brauch meinen Booster!“, die Fanboys feiern mich als Messias.

Stimulanzien-Geek

Das hier ist die Geschichte des Stimulanzien-Geeks, einer Kreatur, die unvernünftig, suchtanfällig und ehrgeizig ist. Die ständige Suche nach dem neuen persönlichen Rekord beim Heben, Drücken und Beugen in Kombination mit einem Repertoire unzähliger Substanzen wie Koffein und verschiedenster Trainingsbooster, machen diese Kreatur nahezu unaufhaltbar. Zumindest für einige Wochen. Bis sie krank im Bett liegen.

Diese Kreatur war ich selbst. Das Trainingspensum zu hoch angesetzt, immer 110% gegeben, mindestens 600 mg Koffein intus und manchmal sogar noch zusätzlich Booster dazu. Ernährt wurde sich hochkalorisch, um dem Ganzen überhaupt noch Herr zu werden. Was folgte waren Fettdepots jenseits von Gut und Böse, alle 3-4 Wochen erkältet oder einen grippalen Infekt und permanente Energie- und Antriebslosigkeit. Meine Abhängigkeit ging letztendlich so weit, dass ich dachte, ich könnte kein Training mehr ohne Booster oder zumindest eine Hand voll Koffeintabletten bestreiten.

Das klingt alles sehr dramatisch. Und ja, das ist es irgendwie auch. Meine Aufgabe ist es jetzt, dich vor selbigen Fehlern zu bewahren. Nachfolgend stell ich Dir 5 Gründe vor, die gegen den Einsatz von Trainingsboostern und Koffein sprechen.

1. Künstliche Motivation

Was bewirken Stimulanzien? In erster Linie besiegen sie die Antriebslosigkeit und statten Dich mit neuer Energie aus. Sie füllen deine Speicher „künstlich“ auf. „Künstlich? Was soll das heißen?“. Ganz kurz gesagt: Du hast keine Lust, keine Energie und null Bock irgendetwas zu machen. Du nimmst einen Trainingsbooster und ein paar Minuten später kommt der Bewegungsdrang. Du willst am liebsten sofort aufspringen, deine Sachen packen und ins Gym fliehen, um dem Drang Herr zu werden und die neu „gewonnene“ Energie nicht verpuffen zu lassen.

Das Problem daran ist: wie gesagt, eigentlich hast Du keine Lust / Energie und Motivation. Das kann verschiedene Ursachen haben. Zum Beispiel kannst Du einfach geschafft sein, weil Du heute schon den ganzen Tag einem Kumpel beim Hausumbau geholfen hast. Jetzt möchtest Du noch eins oben drauf setzen und deinen Körper mit zusätzlichen Aufgaben (Training) stressen. Yeah! Dein Körper wird sich freuen!

Natürlich kann es auch woanders herrühren. Beispielsweise hast Du vielleicht einfach keinen Bock auf stupides Krafttraining (um Gottes Willen – hab ich wirklich „stupide“ geschrieben?) und möchtest stattdessen lieber schwimmen gehen. Je nachdem wie Du dir deine Ziele setzt, kann es sogar vorteilhaft sein eine Runde zu schwimmen. Okay, letzteres glaubst Du ja selbst nicht… In solchen Fällen jedenfalls, kannst Du dir einfach einige Motivationsvideos auf Youtube anschauen und Dich, verdammt nochmal, zusammenreißen und ins Gym gehen. Der einfache Weg wäre, einen Trainingsbooster zu schlucken, ein Video anzuschauen und auszurasten. Wie Du willst. In so einem Fall wäre es theoretisch in Ordnung. Aber vielleicht überzeugen Dich ja die anderen 4 Punkte.

2. Abhängigkeit

Das Gefährlichste an Trainingsboostern (dazu zählt auch Koffein, theoretisch auch Koks und Amphetamin) ist die Abhängigkeit, die sich mit der Zeit entwickelt. Einige Menschen verharmlosen diesen Effekt. So auch mein Kumpel Ruppert, der sich selbst als Kaffee-Junkie beschreibt ? Wenn Ihr Kaffee so geil findet, warum dann nicht entkoffeinierten? Es gibt euren Lieblingskaffee nicht entkoffeiniert? Okay…

Das fängt beim Kaffee schon an. Ja. Wenn ich morgens aufstehe, bin ich energiegeladen und kann in den Tag starten. Ich kenne genügend Menschen, die für so einen Effekt erst eine oder zwei Tassen Kaffee brauchen. Was für eine dämliche Abhängigkeit (sorry für die harten Worte!). Ich verstehe euch Kaffeeliebhaber, keine Angst. Ihr trinkt es ja zum Genuss. Das mache ich mit Schokolade und Kakao ?

Eine weitere Art von Sucht ist die Geilheit nach PR’s (= Personal Records). Die Stimulanzien bewirken oft eine kleine Leistungssteigerung. Es ist somit leichter gewisse Ziele zu erreichen. Wenn Du dir in den Kopf setzt heute deinen neuen Rekord im Kreuzheben aufzustellen und Dir noch einen Booster einwirfst, wird es Dir höchstwahrscheinlich leichter fallen. Ich bin mir zwar auch sicher, dass Du es auch ohne schaffen würdest, aber gut. Ich kenne den Gedankengang, hab’ die Geschichte ja ebenfalls durch.

3. Geborgte Energie

Im ersten Punkt habe ich es schon angesprochen: dein Körper hat meist Gründe, warum er nicht so kann, wie Du eigentlich willst. Nach extremer Anstrengung (außergewöhnlichen Situationen, die eben nicht alltäglich sind) kannst Du von deinem Körper keine Höchstleistung fordern. Das wird in den meisten Fällen schief gehen.

Du musst daran denken, genügend Pausen und Ruhezeiten einzulegen. Sonst wirst Du schnell verletzungs- und krankheitsanfällig. Booster verlagern immer nur deine vorhandene Energie. Sie borgen sich Energie von morgen, um heute deine Leistung zu erhöhen. Das ist ein gefährliches Spiel mit der eigenen Gesundheit, wenn man die Ruhephasen zu weit nach hinten verschiebt oder gar auslässt.

4. ZNS-Overload

Und das, lieber Freund, führt uns auch schon zum zentralen Nervensystem (ZNS), dass Du damit wunderbar überforderst. Das kann Dir auch, mit ehrgeizigen Zielen und genügend Verbissenheit, ohne Stimulanzien zum Verhängnis werden. Ich muss mich manchmal selbst daran erinnern, lieber eine Pause zu viel als zu wenig einzuschieben. Immer an seine Grenzen zu gehen ist extrem anstrengend und stressig für den Körper (ich empfehle Dir übrigens auch Ruppert’s Artikel-Serie über Stress!). Pausenzeiten sind deshalb extrem wichtig. Umgehe sie nicht mit irgendwelchen Pillen oder Pulvern.