Einfach ist einfach besser!
“Any intelligent fool can make things bigger, more complex, and more violent. It takes a touch of genius — and a lot of courage to move in the opposite direction.” ― E.F. Schumacher
Ein Grundproblem in vielen Bereichen ist, dass Dinge komplizierter gemacht werden, als sie eigentlich sind. Dieses Problem ist im Bereich Gesundheit, Fitness und Ernährung meiner Meinung nach besonders stark ausgeprägt.
Man stelle sich eine “scheinbar” einfache Frage:
• “Wie soll ich trainieren?”
• “Was soll ich essen, um meinen Körperfettanteil erfolgreich zu reduzieren?”
• “Welche Lebensmittel sind gesund und schützen mich vor Krankheiten?”
Man befrage daraufhin eine Suchmaschine. Oder stelle sich vor ein gut sortiertes Bücherregal und blättere ein bisschen herum. Die Chancen stehen gut, dass man nach etwas Lektüre von “Fachmeinungen”, “neuesten Studienergebnissen”, oder einfach Verkäufergeschwätz, im besten Fall hinterher so schlau ist wie zuvor. Allzu oft ist man jedoch als Laie noch unsicherer als vorher und sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht.
Es gibt verschiedene Erklärungen, warum dies besonders im großen Bereich Gesundheit auftritt. Die drei meiner Meinung nach wichtigsten:
Erstens: Bestimmte Menschen haben ein Interesse daran, Fitness und Ernährung komplizierter aussehen zu lassen als notwendig.
Diese Leute möchten in aller Regel etwas (Nahrungsergänzungsmittel, ihren “magischen 6 Wochen Fett-weg-Plan”) gewinnbringend verkaufen. Experten jeder Art verschaffen sich dadurch Einkommen, dass sie zunächst ein Problem erfinden (zum Beispiel indem man Verwirrung stiftet), und dann die passende Lösung dafür präsentieren. Zufälligerweise verdienen sie an dieser Lösung Geld. Ein Beispiel wäre der Versicherungsvertreter, der einen zunächst mit der “katastrophalen Wirtschaftslage für Anleger” einschüchtert, den potenziellen Kunden dann 30 Minuten lang mit komplexen Graphen, Tabellen und Zahlenspielen verwirrt, und dann am Ende die Lösung in Form eines Versicherungsvertrages mit 40 Jahren Laufzeit und monatlicher Mindesteinzahlung aus dem Hut zaubert. Eine Police, die in dieser Form natürlich NUR dieser Vertreter liefern kann. Preisfrage: Wer hat in dieser Situation etwas gewonnen?
Zweitens: Im Gesundheitsbereich werden außerdem wie bei kaum einem anderen Thema wissenschaftlich längst überholte “Erkenntnisse” bis zum Erbrechen weiterverbreitet und am Leben erhalten.
Was sie aber nicht wahrer macht. Dazu gehören reduktionistische Aussagen wie „Fett macht fett“ oder „Kohlenhydrate machen fett“.
Das geht oft ungefähr so: Es war einmal ein Forschungslabor. Dort wollten Wissenschaftler rausfinden, welche Testgruppe aus Ratten fetter wird, wenn man sie mit unrealistisch einseitiger Nahrung (fast nur Fett, fast nur Kohlenhydrate) füttert. Die Ergebnisse landeten in einer Fachzeitschrift. Irgendein Journalist hat im Redaktionsstress nur den Abstract überflogen. „Kohlenhydrate machen fett! Laut neuesten Studien, blablabla…“ steht am nächsten Tag in irgendeinem Magazin geschrieben. Und dann wird es unhinterfragt wiederholt. Und wiederholt. Und wieder…
Drittens: Paralyse durch Analyse.
Es wird heute immer schwerer, dieser Falle nicht zum Opfer zu fallen! Es gibt eine unendliche Flut an Informationen nur einen Klick entfernt. Das führt aber leider oftmals dazu, dass Menschen in der “Recherchephase” nach der perfekten, am meisten erprobten, wissenschaftlich unwiderlegbaren Methode suchen, ihr gewähltes Ziel (z.B. ihre Wunschfigur) zu erreichen. Leider bedeutet das sehr oft, dass eben diese Phase der Informationsgewinnung nie verlassen wird. Denn Informationen widersprechen sich, und man ist in einem unendlichen Kreislauf der Suche nach der perfekten Antwort gefangen. Falls der Kreislauf verlassen wird, dann oftmals nur für einen kurzen Zeitraum weniger Wochen. Hat dann keine wundersame Verwandlung von Couch Potato zu Mr. Olympia oder Germany’s Next Topmodel eingesetzt… Na dann muss es an der fehlerhaften Information gelegen haben! Ganz klar. Und die Suche beginnt von neuem.
Das Fazit, meine Botschaft für heute, lautet daher: Komplizierter ist NICHT besser und auch NICHT intelligenter. Simple Methoden sind nachhaltig und funktionieren daher langfristig in 99 % der Fälle am besten.
Einfach ist einfach BESSER.
Foto – Joaquin Villaverde unter Creative Commons License
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